Da geht sie nun…

im Element Janina
Janina live

Das ist Janina. Locker und gut drauf.  Ich rede von unserer BFDlerin. Janina hat ein Jahr lang im freiwilligen Dienst neue Erfahrungen außerhalb des Schulalltags machen dürfen und/oder manchmal auch machen  müssen.  Zu nennen wären da: feste Arbeitszeiten (auch am Wochenende), die Auseinandersetzung mit eigenen Ansprüchen und Erwartungen, Gruppenfindungdie Rolle in einem Team, Verantwortung  Kindern, Kunden und dem Arbeitgeber gegenüber, sich ausleben können, eigene Ideen einbringen können, wertgeschätzt zu werden…
Janina kenne ich schon, seit sie drei Jahre alt ist, also seit Kindergartenzeiten. Als Jugendliche tauchte sie wieder auf und Gruppenbild mit Janinabegann bei uns im Service zu arbeiten. Das Band war nie gerissen, die Basis des Vertrauens war dadurch schnell geschaffen. Sie hat ihre Chance ergriffen und sich auf viele Prozesse eingelassen, die ihrer persönlichen Entwicklung einen Schub gaben.
In ihrer letzten Arbeitswoche waren Ferienspiele und wir betreuten gemeinsam die  „alten Hasen“, dabei konnte ich sie in Ruhe beobachten. Ich sah das Janinaeine Jahr vorbeiziehen. Was für eine Entwicklung, dachte ich, als ich sie energisch auf den Tisch klopfen sah, um sich Gehör zu verschaffen. Als sie mit ihrer Tätigkeit begann, war sie in der Stimme  leise, unsicher und zurückhaltend. Vor kurzem sagte sie mir, dass sie Jan (ihren Vorgänger) als Vorbild nahm und eine unüberwindbare Hürde auf sich zukommen sah.  Er war sehr beliebt bei den Kindern und genoss eine natürliche Autorität. Das schaffe ich nie, niemals, dachte sie damals. Jetzt weiß sie, dass sie ihren eigenen Weg gefunden hat. Nicht nur auf diesem Gebiet.

Sie unterstützte Mechthild im Büro. Ihre Finger huschten nur so über die Tasten und ihre Kenntnisse im Bereich EDV sind für uns von unschätzbarem Wert gewesen. Wir haben viel von ihr gelernt.
Außerdem hat sie uns mit ihren Kochkünsten verwöhnt. Sie zauberte in Sekundenschnelle u.a. verdammt gute Kuchen aus dem Ofen. Unsere  technische Küchenhilfe (Thermomix) lehnte sie anfänglich ab, doch inzwischen hantierte sie damit noch effektiver als wir alle und auch zum AbschluAbschiedss der Woche konnten wir mit einem Abschiedskuchen rechnen.
Er versüßte den Abschied. Janina war sehr bewegt. Die Kinder hingen an ihr, wie man sieht.
Da wird doch jedem klar: Janina, du hast alles richtig gemacht. Wir wünschen dir einen guten Start für deinen neuen Lebensabschnitt. Du bist immer herzlich willkommen.
Du hast Spuren hinterlassen und seit August haben wir zwei neue Bundesfreiwilligendienstler. Johanna und Thore. Sie werden ihre eigenen Erfahrungen machen und hoffentlich am Ende ihrer Zeit bei uns im NZB genauso gebührend verabschiedet.

 

 

Prima KLIMA

Ferienspiele
beliebt: Werkraum

Der Countdown für Schüler läuft. Noch dreimal aufstehen, dann sind endlich Ferien. Schön für die Kids, schön für uns, auch wenn uns  anstrengende Wochen  bevorstehen. Seit Wochen sind wir ausgebucht und noch immer melden sich Eltern, die nach einem Platz für ihr Kind suchen. Es tut richtig weh, ihnen absagen zu müssen. Wir kennen ja inzwischen 80 Prozent der angemeldeten Kinder und möchten kein Kind missen.

Wir spüren auch, dass sie den Kontakt zu uns, auch wenn sie schon älter sind, nicht verlieren wollen. Gerade jetzt machen drei Schüler aus der 8. Klasse eines Bensheimer Gymnasiums ein zweiwöchiges Praktikum bei uns.
Heute haben sie zum Beispiel Johannisbeeren im Garten gezupft, außerdem ein Protokoll der letzten Veranstaltung für die Klimalotsen geschrieben und ein Spiel (Keep cool) ausprobiert, welches wir thematisch ebenfalls zum Thema Klima demnächst einsetzen wollen. Sie sollten testen, ob die Spielanleitung leicht verständlich und gut umzusetzen sei. Das schien nicht der Fall zu sein.
Klimasiedler1Viel Spaß hingegen hat ihnen gestern  das Geländespiel Klimasiedler (angelegt an die Siedler von Catan) mit anderen Schülern gemacht. Vom Fenster aus konnten wir beobachten, mit welcher Freude sie alle bei der Sache waren.

Ziel des Spiels ist es, als Familie möglichst viele Siegpunkte (Wohlstandspunkte) zu erreichen, um sich einen gewissen Lebensstandard Klimasiedler2zu erwerben. Wollten sie sich zum Beispiel einen Kühlschrank  kaufen, dann brauchten sie 2 Metall-, 2 Erdöl- und 1 Stein-Rohstoffkarte, die sie dann auf dem Markt eintauschen konnten. Schwierigkeiten sind natürlich vorprogrammiert und eingeplant, auch eine Klimakatastrophe, wenn sie z.B. zu viel Energie verbraucht hatten.
Dann wurden alle Familien Klimasiedlerzusammengerufen und jede Familie bekam die Auswirkung zu spüren, egal, ob sie zur Katastrophe beigetragen hat oder nicht. Das gab Konflikte und regte zum Nachdenken an. Es bleibt sicher was in Erinnerung, auch wenn man längst wieder auf dem Heimweg ist.

Heute waren wieder Schüler im Haus. Ihr Thema: kooperative Spiele. Als ich sie am Anfang fragte, wer eigentlich Lust hatte, heute hierherzu kommen (ich bat um eine ehrliche Meinung), da hielt sich die BNähe und Distanzegeisterung sehr in Grenzen. Mit Spielen verbanden sie eher Babyspiele und so benahmen sie sich, meiner Meinung nach, anfänglich auch. Ich fühlte mich herausgefordert.
Ich stellte eine weitere Frage. „Fühlt ihr euch  wohl in eurer Klassengemeinschaft? Da kam spontan zurück. „Nein. Wir sind eher zwei Gruppen. Mädchen und Jungs“. „Seid ihr daran interessiert,  mehr zu einer Klassengemeinschaft zusammenzuwachsen“, war meine nächste Frage und da bekam ich ein klares Ja. „Na, dann lasst es uns doch Fallschirmspielemal spielerisch versuchen“. Darauf ließen sie sich ein. Das Schwungtuch (lieben vor allem kleinere Kinder) wollte ich nur einsetzen, weil es eine Aufgabe war, das Tuch zu drehen, ohne dass einer den Boden berührt. Doch schon bis wir zu dieser Herausforderung kamen, dauerte es, denn sie waren voller Begeisterung dabei, auch alle anderen Spielmöglichkeiten, die so ein Tuch bietet, auszuprobieren.
Es wurde ein sehr kurzweiliger und gemeinschaftsfördernder Vormittag.

Mein Weg auf dem Weg nach Assisi 2.Teil

im Tempo der Schnecke
Orchideen am Wegesrand

Bevor mich der Alltag im NZB wieder voll beansprucht, möchte ich meine angekündigte zweite Etappe des Reiseberichtes auf dem Franziskusweg mit Ihnen teilen.

Es ist nicht wie mit der Erinnerung an einen Urlaub. Es ist mehr.  So manche Situation und Begebenheit kommt immer wieder hoch, meldet sich zu Wort und gewinnt erst jetzt an Bedeutung.

orchideen blog2
Ragwurz

Es wird mir klar, es war nicht nur eine Reise durch die Landschaft Umbriens und der Toskana, es war auch eine Reise zu mir Selbst.
Es sind die Gegensätze, die ich immer wieder erkenne und die mit meinem Lebensmotto zusammenhängen: Mensch und Natur im Gleichgewicht.
Es ist das Wahrnehmen der kleinen Blume am Wegesrand und das Aufnehmen der großen Weite auf einem Gipfel oder Bergkamm.

Alpenveilchen blog
wilde Alpenveilchen

Es ist die wohltuende Stille in den Wäldern  und das pralle, teils hektische Leben in der Stadt.
Es ist das unbeschwerte, fast meditative Gehen auf den Wegen, aber auch der harte An-beziehungsweise Abstieg auf rutschigem Boden. Es ist die Sonne, die Wärme, der erfrischende Wind, aber auch der Regen und die Kälte.

auf dem Weg nach Pieve Stefano
Monteleone

Es ist der Moment der Erschöpfung am Abend und der Gedanke: „Wie soll ich bis Morgen wieder fit sein und Lust haben weiterzulaufen“  – und der Gedanke am Morgen: „Ich bin bereit, mal sehen wohin mich meine Füße heute tragen werden“.
Es ist der Wunsch nach Einsamkeit und Wortlosigkeit, genauso wie der Wunsch nach Nähe und Austausch.
Ich könnte noch viele Beispiele bringen.

Badia Prataglia
Badia Prataglia

Außerdem habe ich Situationen in meinem Kopf, die vergleichbar (natürlich im übertragenen Sinn) mit dem normalen Geschehen des Alltags sind.
Ein Beispiel. Ich orientiere mich an meinem Plan. Ich halte mich förmlich an der Wegbeschreibung fest. Ich denke, es gibt nur diesen einen Weg, um dorthin zu kommen. Ich kann mich kaum auf das Einlassen, was rechts und links neben mir passiert. Ich verpasse sozusagen im besten Falle die Freude am Augenblick und das Leben.

weggefährten
Weggefährten

Fazit: Ich brauche eine Übersicht, eine Karte oder einen Kompass für das große Ganze. Das gibt Sicherheit.  Mir fehlte oft diese Sicherheit. Ich fühlte mich ausgeliefert, auf Andere angewiesen und manchmal auch hilflos. Rituale, und das Verbinden mit Anderen (Team) halfen mir aus diesem Dilemma. Vor allem das Verbünden mit Menschen, das Erkennen und Nutzen der unterschiedlichen Fähigkeiten und das gegenseitige Vertrauen gaben mir ein beruhigendes Gefühl.
Ich wollte ja unbedingt alleine gehen, damit ich in meinen Rhythmus kommen und auch bleiben kann. Was nützt das aber, wenn man vor lauter Angst sich zu verlaufen, nur noch schneller geht, um aWeg nach La Verna blognzukommen. Ich habe schon ein paar Tage gebraucht, bis ich zu dieser Erkenntnis kam und die Weggefährten, die ich ja bereits kennenlernen durfte, fragte, ob wir gemeinsam weitergehen können.
Ich wollte auch niemanden zur Last fallen, d.h. ich befürchtete, dass ich weniger Kondition hätte als andere und sie dann auf mich warten müssten… Wie albern der Gedanke!  Besonders stolz bin ich natürlich im Nachhinein auf meine gemeisterten persönlichen Weg1 blogHerausforderungen. Ich verlaufe mich, komme aber ohne fremde Hilfe aus –  und erreiche mein Ziel. Ich stehe unten am Fuß eines Berges, weiß um die zu bewältigenden Höhenmeter und denke: „Da komm ich im Leben nie hoch oder an –  und dann das erhebende Gefühl, wenn ich es geschafft hatte.
Oder – die deutliche Erschöpfung des Körpers zu spüren, der sagt: „Es reicht“. Dann kommt man jedoch an das nächste Schild mit dem Hinweis: „Noch zwei Stunden bis …“ (Tagesziel).

Basilika Francesco
erster Blick auf Assisi

Immer bin ich angekommen. Nie habe ich daran gedacht abzubrechen, aber manchmal kam mir schon der Gedanke: „Also wenn jetzt hier um die Ecke eine Bushaltestation wäre… dann würde ich sofort einsteigen“. Und hätte ich die Gelegenheit gehabt – ich wäre eingestiegen!
Heute bin ich jedoch froh, dass ich keine Wahl hatte.  Es zeigt mir, wieder im übertragenen Sinn, dass wir manchmal einfach (weil wir die Möglichkeit dazu haben, und es uns schönreden), zu früh aufgeben, aussteigen, einsteigen… wie immer auch man das nennen mag.

Wolf Gubbio
Wolf von Gubbio

Dranbleiben und Durchhalten, das sind  für mich Zauberworte des Erfolgs.
So habe ich, auf meinem Weg von Florenz bis Assisi erkannt und erlebt, dass es sich lohnt, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen, dass man nie zu alt ist für Abenteuer, dass es gut ist, nicht immer zu wissen, wohin man am Abend sein Haupt bettet, dass man flexibel ist und bleibt, dass man andere um Hilfe bittet, dass man Tränen zulässt, wenn man sie spürt. (Das kann vor Glück aber auch vor Wut sein). Ich habe mehr als einmal laut Sch…… gesagt, ich habe aber auch oft gelacht und laut gesungen.
Ich weiß, dass ich gut mit mir selbst klar komme, ich weiß, dass ich an einer Sache dranbleiben kann und durchhalte, ich weiß, dass ich körperlich fit bin und ich weiß die Nähe von Menschen zu schätzen, die (manchmal auch nur für eine bestimmte

Basilika Francesco1
Basilica Francesco in Assisi

Weile) meine Wegbegleiter sein möchten oder könnten.
Die Bilder sind auf meinem Weg entstanden. Wer mich kennt, weiß, dass ich kaum ohne Kamera das Haus verlasse, aber die schönsten Bilder, die ich dieses Mal gemacht habe, sind doch mehr in meinem Herzen. Vieles lässt sich nicht einfangen. Dennoch schenke ich Ihnen ein paar Eindrücke.
Für alle, die dieser Weg persönlich interessant werden könnte, ihn zu gehen, biete ich an, mein Wissen und meine Erfahrung zu teilen.

 

 

 

 

 

Höhen und Tiefen auf dem Franziskusweg – Teil 1

Schreiben„Welcome back! Wir wünschen Ihnen einen guten Anfang gehabt zu haben, nach Ihren Abenteuern auf dem Franziskusweg nach Assisi“, das schrieb mir gestern ein  Freund des NABU Bensheim, der sich heute mit seinen Kameraden  selbst auf den Weg gemacht hat. Er schrieb weiter: „Dagegen wird der Lahnwanderweg, den wir morgen beginnen werden, nur „Pipifax“ sein?!“
Ich musste schmunzeln. Ich kenne den Lahnwanderweg nicht, ich kann  deshalb nur bedingt Vergleiche ziehen, aber ein bisschen wird er schon recht haben.

Ponte Vecchio blog
Ponte Vecchio Florenz

Ich könnte viel schreiben, weil ich viel erlebt habe. Dazu müsste ich aber eine andere Plattform wählen. Wollte ich die Erfahrungen dennoch  zusammenfassen, dann bleibt als Quintessenz die Tatsache, dass dieser Weg wirklich eine Herausforderung für mich war, welche ich vorher so nicht absehen konnte. Dom blogOb ich es dann überhaupt gemacht hätte?
Es gab Höhen und Tiefen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Weggefährte mit GPS sagte, dass wir nach seiner Berechnung mindestens 20000 Höhenmeter insgesamt bewältigt hätten.
Denke ich an den Anfang in Florenz zurück, dann hat mich die Stadt mit dem Trubel und den vielen Attraktionen fast beängstigt. Überall standen die Menschen stundenlang an, um in den Dom oder eines der wunderbaren Museen zu kommen. Dafür war mir meine Zeit fast zu schade. Ich genoss deshalb die frühe Morgenstunde, um die Stadt möglichst alleine in Augenschein nehmen zu können.

 Am Sonntagmorgen des 1. Mai verließ ich dann mit einem etwas mulmigen Gefühl die Stadt. Das Abe

Pace e bene
Friede und Wohlergehen

nteuer begann. Ich hielt mich buchstäblich an meiner Etappenbeschreibung fest und die las sich nicht wie ein spannender Krimi. „Gehen sie 300m bis zur nächsten Y-Kreuzung, wählen Sie dann den halbrechten Abzweig, aber Vorsicht…“ Circa vier Kilometer brauchte ich, bis ich die Stadt von oben sehen konnte.
Ich nehme es vorneweg. Ich bin an diesem, und auch am nächsten Tag, keinem einzigen weiteren Pilger begegnet. Ab und zu haben mich Einheimische etwas sonderlich angesehen. Ein Mann rief mir aus dem Fenster des zweiten Stocks seines Hauses zu: „Dove vai?“ Ich hob verwundert meinen Kopf. Spricht jetzt vielleicht Gott höchstpersönlich mit mir?  Ich antwortete (natürlich auf italienisch): „Ich gehe nach Assisi“. Das klang recht kleinlaut, wie ich selbst fand.
Erster TagAn diesem Tag kam ich am frühen Nachmittag in einem kleinen Städtchen an. Es schien ein Fest hier zu sein. Fähnchen hingen über der Straße und ein Plakat bestätigte meinen Eindruck. Es hat ein Marathon stattgefunden und ich war die Letzte, die eintraf.  Obst reichte man mir noch am Versorgungsstand, aber eine Flasche  Wein oder eine Urkunde bekam ich natürlich nicht. So klopfte ich mir selbst auf die Schulter. Ich hatte mindestens 22 km (und weil ich mich zweimal verlaufen hatte, sicher noch ein paar mehr) bewältigt und ich war zufrieden mit mir.

 

PontassieveEs blieb mir viel Zeit, den Ort Pontassieve  zu erkunden und die ersten Seiten meines Tagebuches füllten sich. Ich wollte als Pellegrina auf den Spuren von Franz von Assisi wandeln. Über sein Leben und Wirken habe ich im Vorfeld bereits einiges gelesen. Mich beeindruckt seine große Botschaft, die im Lied und Text des Sonnengesangs besonders deutlich wird. Er preist vor allem die Schönheit der Schöpfung und man spürt ganz deutlich, dass er alles Lebendige des ganzen Universums Zeichenganz eng miteinander in Verbindung bringt.
Etwas konnte ich davon bereits heute nachempfinden. Wenn man so durch die Landschaft pilgert, dann hat man den Eindruck, dass  man langsam mit der Landschaft verschmilzt.
Das ging an diesem Tag natürlich nur zeitweise, weil ich noch zu sehr mit der Wegmarkierung kämpfte. Von solchen eindeutigen Zeichen wie auf diesem Bild konnte ich nur träumen. Ich hörte selbst von Einheimischen,

im Tempo der Schnecke
im Tempo der Schnecke

dass sie nicht so recht nachvollziehen können, warum in den letzten Jahren so viele „Ausländer“ diesen Weg gehen wollen. Der Jakobsweg dagegen sei eine Promenade, so ein anderer Pilger.
Im Vorfeld hatte ich mir aufgeschrieben, was mir alles Angst machen könnte. Wildschweine, Gewitter, Schlangen, Konditionsprobleme, große Hitze und – Schmerzen in meinem Knie. Mit Regen hatte ich nicht gerechnet. Wie auch, „es ist doch Frühling und so ein bisschen Regen wird mich eher erfrischen“, dachte ich. Natürlich Aufstieg nach Consumawurde ich gleich am zweiten Tag eines besseren belehrt. Es regnete fast ununterbrochen und ich bangte um meine Reiseführeraufzeichnungen. Das Papier weichte bereits auf. Und schon wieder so eine bescheuerte Erklärung. „Gehen Sie nach dem Überschreiten des Baches in südöstlicher Richtung…“ Wie sollte ich bei diesem dunkelgrau des Himmels um Himmels Willen wissen, wo Südosten ist. Ausprobieren und Umkehren die Devise. Versuch und Irrtum. Fragen Sie mich nicht, welche Selbstgespräche ich dabei führte.
Stundenlang „eroberte“ ich den toskanischen Wald, um es bewusst positiv auszudrücken. Als ich endlich die Hauptroute erreichte und endlich passable Zeichnungen (rot-weiß) fand, die mich wissen ließen, dass ich in zweieinhalb Stunden den Pass und damit meinen heutigen Zielort Consuma erreichen würde, war ich eigentlich schon „fertig“. Doch der Anstieg kam erst noch. Kaum zu glauben, dass ich es wirklich schaffte. Doch das Gefühl es wirklich geschafft zu haben, war unbeschreiblich. Im Ort winkte mich ein älterer Mohn im WeizenHerr zu sich. Er stand vor dem Eingang einer Bar. Ich war nass bis auf die Haut. Ich folgte ihm. Man brachte mir einen warmen Tee und hausgemachte Pasta mit Salat. In der Küche trockneten meine Sachen. Da wusste ich: ich war auf dem richtigen Weg.
Wenn es Sie interessiert, dann warten Sie auf Teil 2. Ich schreibe in Etappen, so wie ich meinen Weg in Etappen gegangen bin.
Und ich bin sicher, dass dieser Weg auch Einfluss auf mein Wirken hier im Naturschutzzentrum hat und noch haben wird. Es wird in Zukunft noch mehr meine Aufgabe sein, auf die kleinen grünen Wunder aufmerksam zu machen. Nach dem Motto: „Wer das Kleine entdeckt, hat das Große schon gesehen“.

 

 

 

Die Ruhe nach dem Fest

Knoblauchkröte
Knoblauchkröte

Ich komme gerade von draußen. Es stürmt und der Wind muss ein echter Nordwind sein, so kalt ist es.

Wenn ich an gestern denke, dann stimmt es wieder einmal, dass wir beim Feiern im NZB richtige Neugier für AmphibienGlückskinder sind. Wer hätte gedacht, dass sich, das Wetter noch so verbessern würde, nachdem sich kurz vor Beginn  des Frühlingsfestes der Himmel verdunkelte   und ein richtiger Graupelschauer uns zwang,  ins Innere der Räume zu flüchten.
Die Amphibien in ihrem Aquarium waren schon auf Besuch eingestellt und hofften  auf „vorsichtig fühlende Kinderhände“.

„Was soll das?“, war meine Frage gen Himmel.

Eva Bitsch
Biogärtnerei Bitsch, Zotzenbach

Es wurde schnell wieder hell und als Eva ihren Stand aufbaute, verbreitete sie bereits  gute Laune. Das wird schon, sagte sie optimistisch.
Genauso positiv äußerte sich Jana Farnung, die nebenan ihre jungen Tomatenpflänzchen an ihrem Stand aufbaute.

Kakao
Petra Schefzyk, Weltladen DA

Unsere Ausstellung räumten wir aus, so dass man wenigstens in Ruhe seinen Kaffee trinken und dabei ein gutes Stück Kuchen essen konnte.
Wie jedes Jahr bleibt mir nicht viel Zeit an so einem Tag in Ruhe dem Treiben zuzusehen.  Doch mit der Kamera unterwegs, kann ich hin und wieder ein paar schöne Szenen und Stimmungen festhalten. Petra sagte: „Heute gibt es bei vielen SmoothiesFamilien am Abend frischen Kakao, den die Kinder selbst geröstet und gemahlen haben“.
Jenny sorgte mit ihren frischen Frühlings-Power-Smoothies für viele erstaunte Gesichter. „Oh, ich hätte nicht gedacht, dass Spinat oder Salat zusammen mit Kräutern und Obst gemischt so gut schmecken kann“, so war nicht nur einmal zu hören.
Holzwerkstatt

Natürlich war die Feuerstelle an so einem Tag ein wichtiger Anziehungspunkt. Stockbrot rösten und sich am Feuer wärmen, das war auch für Erwachsene eine Option. Wer Lust hatte, konnte sich bei Wilfried in der Holzwerkstatt ein Blasrohr oder eine Trommel bauen.

PflanzenrätselEdda Fürst las zwei ihrer neuesten  Gedichte vor. Ansonsten war sie zusammen mit Annette am Pflanzentisch. Beide hatten sich ein Rätsel ausgedacht.

Es war an jedem Stand etwas los. Ganz sicher wird man auch in den nächsten Tagen noch mehr darüber im BA lesen, der uns mit der Serie BA Natürlich seit mehreren Jahren pressemäßig unterstützt und begleitet.

Um 17 Uhr sollte das Fest zu Ende sein, doch nur wenige beachteten die Zeit. Die Sonne kam und blieb und wir gönnten unseren Gästen die Chance die letzten Sonnenstrahlen des Tages in Ruhe auskosten zu können.

sofie und maxiIn der Küche und an der Theke dagegen ging es immer noch hoch her. Das Team um Daniel und Sofie wurde heute um zwei „Nachwuchskräfte“ erweitert. So blieb auch in punkto Service an diesem Tag alles entspannt.

RegenbogenSpäter, als alles schon ruhig war, drehten  Gerhard und ich noch eine eine kleine Runde. Die Nachtigall war schon zu hören und ein wunderschöner Regenbogen zeigte sich über dem Wasser.

Auch der Blick auf die Bergstraße war magisch schön. Die ins Abendlicht getauchten Hügel erinnerten mich an Urlaub.  Bei Stimmung nach dem Fest 2dieser Gelegenheit spannte ich gedanklich  den Bogen in die Toskana.

Dorthin werde ich übermorgen aufbrechen. Mein Ziel ist zunächst Florenz. Nicht nur von Bildern her weiß ich, dass es eine wunderschöne Stadt sein soll. „Vroni, du musst dort unbedingt in die Apotheke Novella, wegen des speziellen Charmes und dann besuchst du erst ab 17 Uhr die Uffizien und danach als krönender Abschluss noch ein  „Bistecca Fiorentina“ (wo war das gleich nochmal?)“ , so sagte mir Thomas letzte Woche.  „Gut, dass das alles nichts ist, was man tragen muss, denn dafür habe ich keinen Platz mehr  in meinem Rucksack“, antwortete ich scherzhaft.
Ich bin ja in ganz anderer Mission unterwegs. Ich will  von Florenz nach Assisi laufen. Die Idee kam mir im letzten Herbst. Damals dachte ich, wenn ich mal in Rente gehe, dann laufe ich den Frühlingsfest Stimmung danachFranziskusweg. Am Morgen danach wachte ich mit der Frage auf: Warum willst du solange damit warten? Und seitdem plane ich meine Reise.

Ich gebe zu, dass ich mich grad nicht so fühle, als würde ich in Urlaub fahren. Jeden Tag bis 25 km reine Gehzeit. Ein paar Höhenmeter sind auch zu bewältigen… ich war noch nie allein unterwegs… welche Abenteuer werden mich erwarten… ich bin eigentlich ein kleiner Angsthase…
Und ich gehe lieber in Gesellschaft. Dennoch. Ich bin entschlossen und ich stelle mich den Herausforderungen. Meine Neugier wird mich tragen.

Eisvogel begrüßte die Ministerin

von links nach rechts Heinrich Klotz (Geschäftsführer), Gerhard Lendemans, (Vorsitzender des Industrieverbandes Steine und Erden), Priska Hinz, (hess. Umweltministerin), Axel Rohr (Unternehmer)

Auf meinem Schreibtisch liegt seit Freitag vergangener Woche ein Dokument mit weitreichender Bedeutung. Es liegt da, weil es Gerhard liegen ließ und ich so die Gelegenheit hatte, mal in aller Ruhe studieren zu können, warum unser Naturschutzzentrum als  Ort auserwählt wurde, an dem die Umweltministerin Priska Hinz eine Rahmenvereinbarung zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in Abbaustätten unterschreiben wollte.

Dieses Papier hat es in sich. Wie ich am Rande hörte, dauerte der Prozess mehrere Jahre, bis sich Politik, Wirtschaft und Naturschutz auf ein gemeinsames Abkommen einigten.

Erläuterungen zum ZentrumDieser Vertrag wurde zwischen dem Hess. Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und dem Industrieverband Steine und Erden e.V. Neustadt an der Weinstraße geschlossen. Die Rolle der Naturschützer sehe ich persönlich in der Aufgabe, als Bindeglied zu wirken.
Der Artikel der Redakteurin Gerlinde Scharf  vom Bergsträßer Anzeiger hierzu ist sehr informativ und  lesenswert. Sie hat auf den Punkt gebracht, worum es geht, deshalb will ich mich auch nicht weiter mit Inhalten beschäftigen.
Hier der Link:
http://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/region-bergstrasse/lebensraume-aus-zweiter-hand-schaffen-1.273386

Hinz3Ich beobachtete an diesem Morgen die Szene eher aus dem Hintergrund. Gut gelaunt kamen alle involvierten Personen durch die Eingangstür. Und das, obwohl es regnete.

Sie haben nicht mehr bemerkt, wie wir Mitarbeiter mit Staublappen und Besen noch schnell einem bestimmten „Ordnungsprinzip“ folgten… Jetzt  noch eine Tischdecke und ein paar Tulpen als Frühlingsgruß.  Unsere Gäste sollten sich hier wohlfühlen.

HinzNach der Unterzeichnung öffnete sich der Himmel, die Sonne zeigte sich und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass uns so der Wettergott zeigte, was er von diesem Akt zum Wohle der Natur hielt.
Er schien zu sagen: Bitte sehr – hier könnt ihr bei eurer kleinen Exkursion noch deutlicher sehen uns spüren, wie sehr die Natur jeden Schritt belohnt, den ihr Menschen zur Erhaltung einer intakten Natur unternehmt. Glückwunsch!
Selbst der Eisvogel stellte sich ein. Er zog seine Bahn durch den Graben. Auch er schien zufrieden zu sein.
Eine Ankündigung am Ende der Veranstaltung fand ich besonders mutmachend.
Man sei bereit, behutsame Starthilfen und dem Lebensraum Kiesgrube genügend Zeit zu geben, dass sich die Natur zuerst kleine, dann größere Räume zurück erobere.
„Wir können im Rahmen unserer Rekultivierungs-und Renaturierungsmaßnahmen für nachhaltige biologische Vielfalt sorgen.“
So sei es.

 

…bis zum Mittelpunkt der Erde

Ferien! Verkehrte Welt. Als Kind bedeutete das Wort für mich: Auszeit, collageFreiheit, Nichtstun. Abtauchen, am liebsten unsichtbar sein.
Seit meiner Tätigkeit hier im NZB ist das etwas anders. Jetzt kommen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren zu uns. In den zwei Wochen Osterferien waren es fast 50 Kinder. Sie können sich darauf verlassen, dass ich ihnen auch dieses Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit vermitteln möchte. Genau so, wie ich es selbst immer empfunden habe.
An manchen Tagen bin ich so bewegt von den Ereignissen, dass ich gar nicht mehr wahrnehme, wie müde und anstrengend diese Verantwortung auch sein kann.
Ein paar besondere Momente teile ich wieder gerne mit Ihnen.
Über einen früheren Mitarbeiter bekamen wir Kontakt zu einem Jungen, dem keine besonders schöne Kindheit beschert war. Er hatte sofort mein Herz erobert. Sein Problem jedoch ist, dass er, geprägt durch seine Vergangenheit, einen Schlüssel riechen kann und dieser übt eine hohe Faszination auf ihn aus. Zu welchen Auswirkungen dies führt, das überlasse ich Ihrer Fantasie.  Er träumt von einem großen Schlüsselbund.  In seinem späteren Berufsleben würde er gerne Hausmeister einer Schlüsselfirma werden.  Warum sind Schlüssel so wichtig für ihn?  Er sagt,  weil er sich dann sicher und alle helfen mitmächtig fühlt. Das kann ich sogar nachvollziehen. Wir haben so manches Mal die Stirn gerunzelt, z.B. wenn zum xten Mal die Toilette abgesperrt war (ich wusste gar nicht, dass wir das könnten!), aber am Ende war alles gut. Ich hatte sogar zwei Schlüssel mehr an meinem Schlüsselbund.
Seinetwegen hatte die Gruppe die wunderbare Gelegenheit zu zeigen, wie es sich anfühlt, wenn alle zusammen halten. Von seiner Pflegemutter erfuhr ich,  wie sehr sie sich darüber freue, dass er so einen großen Sandhaufen zum Buddeln vorfindet. Er solle nämlich, laut Therapeutin, wann immer es geht, Löcher graben. Er müsse graben, „bis zum Mittelpunkt der Erde“, damit er sich selbst finden kann. Ich bekam Gänsehaut bei diesen Worten.
Loch bis zum MittelpunktDas war aber eine wichtige Aussage für uns als Gemeinschaft. Wir konnten ihn ja kaum abhalten, Löcher zu graben. Selbst ein Maulwurf darf bei ihm in die Lehre gehen. Jetzt verstanden wir mehr. Wir sprachen in der Gruppe darüber und ich fragte die Kinder, ob wir nicht mal mit ihm gemeinsam ein Loch graben sollten. Das haben wir dann auch getan. Alle Kinderbeteiligten sich,  gruben mit oder ohne Schaufel und sicherten den Rand.
Seinen Blick, sein Lachen, seine Freude – das vergesse ich nie mehr.

Sie kommen immer wieder…

Franzosen1
Das Fahrrad von Leonardo da Vinci

Ich habe einmal drei Ereignisse herausgegriffen, mit denen ich aufzeigen will, wie vielseitig und langjährig unsere Kontakte zwischen Kindern, Kunden und Veranstaltern und dem NZB  aussehen können. Mit dem einhelligen Fazit: Wir kommen bestimmt wieder!
1. Besuch von jungen Erwachsenen aus Frankreich:Franzosen
Seit Jahren kommen sie im Frühjahr! Wir wollten wissen,  seit wann ein Lehrer der Metzendorfschule bei uns anruft und eine Gruppe französischer Studentinnen für einen Besuch ankündigt. Auf jeden Fall ist das länger als 7 Jahre her.
Es soll, wie immer, eine Führung sein und dann ein praktischer Workshop.
LandART war auch in diesem Jahr das Topthema.
Jenny und Beate erwarteten die 30 jungen Erwachsenen, die in ihrem Land später einmal etwas Ähnliches aufbauen und betreuen sollen, wie wir hier im NZB. Grob umschrieben: Umweltbildung – praktisch Landart Franzosen Vielfalterlebbar. Beim Thema Landart gab es nur wenig zu erklären.  Das Stichwort zum praktischen Tun war: Vielfalt. Die Bilder sprechen für sich.
Ich könnte noch viele Bilder zeigen. Hier beim letzten Bild wird besonders deutlich, wie konzentriert sie arbeiteten. Was nicht so leicht zu erkennen ist. Ein Halbkreis aus Zweigen, das sind die Menschen. In der Mitte das Symbol für das Leben, die Sonne. Vorne kommen die Strahlen heraus, die alle treffen und berühren.
Zum Abschluss rösteten sie Brot am Feuer. Wir waren erstaunt. Stockbrot? Was ist das? Oh! Das schmeckt. Das merken wir uns gleich.
2. Vermietung der Räumlichkeiten an das Jugendamt
Jugendamt1Wie mir Herr Janske beim Mittagessen sagte, wäre der Wettergott bei der Fachtagung im März schon mindestens fünfmal auf ihrer Seite gewesen. Und ich gab ihm Recht. Bis zu 100 Teilnehmer besuchen die Tagung jährlich und wir sind zusätzlich für die Verköstigung zuständig. Nicht nur er verfolgt also nervös den Wetterbericht.  Denn, wie sollen diese vielen Menschen einen ganzen Tag lang konzentriert arbeiten, wenn sie nicht wenigstens in der Pause das Außengelände, die Sonne und eine wärmende Suppe (u.a.Bärlauch) genießen könnten.
3. Schulpraktikanten
MüllSeit Wochen kommt Julian  zweimal in der Woche  zum Praktikum und nun auch noch zwei Wochen lang  an jedem Tag  von früh bis nachmittags ein Schüler aus der Schillerschule als Praktikant. Erzählen will ich von Leon. Wir kennen ihn schon sehr lange. Wir zwei hatten immer wieder echte Kämpfe miteinander. Ich war gespannt, was aus ihm als Jugendlicher geworden ist. Fordert er mich immer noch so heraus?
Soviel vorne weg. Es war eine Freude ihn zu erleben.  Er hat richtig Leben in unser Haus gebracht. Gleich am ersten Tag  hatte er von mir eine wichtige Aufgabe bekommen. Er sollte das WEidenpflegeganze NZB mit allem Drum herum mit der Kamera aus unterschiedlichen Perspektiven festhalten. Aus der Sicht eines Jugendlichen, aus der Sicht eines Kindes und aus der Perspektive eines uninformierten Erwachsenen. Was kann man hier erleben und entdecken? Was ist kritisch anzumerken?
VogelkameraIch war so erstaunt, was dabei heraus kam. Er hat mir selbst eine neue Sichtweise auf die Dinge gegeben.
Ihm ist zuerst der Müll hier im Gewässer und am Ufer aufgefallen. Seine Frage dazu: Wie kann man den Verursacher darauf aufmerksam machen, ohne zu belehren? Aha. Da sollte ich dran bleiben. Es sind nämlich meist Jugendliche, die am Wochenende hier ihren Müll „vergessen“.

Er hat mit den Augen eines Kindes so viele Bereiche aufgespürt, die für ein Kind interessant sein könnten.  Höhlen, Baumstämme, Dachs- und Kaninchenlöcher, Wildnis…
Sein Blick war nun geschärft. Er war ab jetzt für viele Aufgaben sensibilisiert und tat dies mit großem Einsatz.  Weiden schneiden, Nistkasten sauber machen. Gefallen hat ihm vor allem der Kasten mit der Vogelkamera. Das ganze Holzgestell baute er aus, damit er mir und den Erlachfüchsen zeigen konnte, wie so etwas funktioniert.

Am Freitag am letzten Tag hörte ich von ihm, dass es für iLeon Praktikanthn mit dem heutigen Tag hier nicht zu Ende ist. Er will wiederkommen, zum Beispiel zu den Ferienspielen. „Veronika du hast doch gesagt, ich gehöre jetzt zur großen Familie. Stimmt doch, oder?“
Wir alle könnten uns auch ein Beispiel an ihm nehmen. Seine Pause ließ er sich nicht nehmen. Wie man sieht, genießt er in vollen Zügen. Als ich ihn mit der Kamera aufnahm, hatte er richtig geschlafen. Seine Worte: Wie schön ist es hier. Die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Echt cool.
Wie oft nehmen wir uns keine Zeit für die  wohlverdiente Pause?

 

Frauengespräche am „runden“ Tisch

War es Zufall? Wenn ja, dann ein glücklicher, so würde ich die Situation beschreiben, als sich am Weltfrauentag drei  Frauen am „runden“ Tisch  bei einer Tasse Kaffee im Naturschutzzentrum trafen.
Ich spreche von Claudia Götz (Leiterin der Museumspädagogik in Lorsch), Sandra Diehm (Mitarbeiterin im Geopark, speziell zuständig für die Koordinierungsarbeit mit den Geoparkrangern) und meiner Person.
Wir hatten keinen bestimmten Anlass für unser Treffen, es war eher der gemeinsame Wunsch nach einem  Austausch.
Und das taten wir zur Genüge. Wir nahmen uns auch Zeit für persönliche Worte, das betrachte ich im Nachhinein als besonders wertvoll, denn so ich konnte erkennen, dass wir uns vertrauen.
Im Wesentlichen ging es im Gespräch also darum, sich besser kennenzulernen.
Was eint uns beruflich? Was unterscheidet uns? Was können wir voneinander lernen?  Was können wir zukünftig noch verbessern, was optimieren?
Jede von uns gab Einblick in den langjährig erworbenen  Erfahrungsschatz, an welchem wir den Anderen selbstverständlich  teilhaben ließen.
3 FrauenUnsere Aufgaben sind vielfältig. Wir entwickeln Veranstaltungsprogramme und wir erstellen Konzepte. Wir führen Mitarbeiter, wir vermitteln aber auch zwischen Mitarbeiter und Kunden. Dies alles machen wir mit Freude und Begeisterung.
Es war natürlich auch beruhigend zu wissen, dass wir mit ähnlichen Problemen kämpfen und es war spannend herauszufinden, welche Anknüpfungspunkte es untereinander gibt.
In Zukunft wollen wir in gutem Kontakt bleiben und uns bei Veranstaltungen so gut es geht unterstützen und bereichern.
Wir sind modern. Wir teilen unser Wissen und bündeln (bestenfalls) unsere Kräfte. Wir sind eben Frauen und damit schließt sich wieder der Kreis.

 

 

 

„Wilde Blüten“ am Naturschutzzentrum

Wilde EckeKein Tag wie jeder andere stand uns heute im NZB bevor. Keine Ahnung, ob alles funktioniert. Aber große Freude darüber, dass unser Naturschutzzentrum bei der Aktion: Wilde Blüten den Startschuss geben durfte.
„Wilde Blüten sind ein Zeichen der Hoffnung“, so die Botschafterin Dr. Maren Heincke vom Zentrum Gesellschaftlicher Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau(ZGV). „Sie können Löwenzahnuns zeigen, dass das Leben immer wieder Kraft schöpft und neu erstrahlt. Es sei wichtig, die Natur nicht rigoros auszuputzen, sondern ihre biologische Vielfalt zu bewahren.“

Um den Erhalt der biologischen Vielfalt geht es auch dem NABU. „Wir müssen der Natur mehr Raum zur freien Entfaltung geben“, so das Credo von Gerhard Eppler.  Er war heute offiziell als Botschafter des NABU Hessens unterwegs und man merkte ihm an, dass er große Freude daran hatte, die Aktion: Wilde Blüten in Berthold erklärt die TechnikGarten, Dorf und Stadt, hier am Naturschutzzentrum, dem südlichsten Zipfel des Landes Hessen, vorstellen zu dürfen. „Wir sollten bewusst wilde Ecken stehen lassen, in denen wilde heimische Pflanzen nach Lust und Laune blühen dürfen“.
Berthold Langenhorst, Pressesprecher des NABU Landesverbandes, der die Aktion begleitete, sagte zu mir: „Hier gibt es ja bereits viele wilde Ecken„.  Da hat er wohl recht, aber gibt es auch die ersten Frühlingsboten, wilde Blüten?
kleine BlütenWir wollten es herausfinden. Dazu luden wir Kinder einer Schulklasse aus Bensheim zu uns ein. Sie waren schon eine Stunde lang zu Fuß unterwegs, bevor sie bei uns eintrafen. Ich hatte ganz vergessen zu fragen, ob sie unterwegs am Wegesrand bereits auf die ersten Blüten aufmerksam wurden.
Gespannt und neugierig warteten sie auf ihren Stühlen sitzend darauf, was nun wohl auf sie zukommen wird.
Ausgestattet mit Fotoapparaten  und mit einem wachen Blick gingen die Kinder zusammen mit ihren Lehrerinnen und den anderen Erwachsenen nach draußen. Völlig vertieft durchstreiften sie die nahe Umgebung, der Kopf meist gesenkt.
Groß und klein Katharina sagte: „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele  unterschiedliche Blüten finde. Guck mal, die sind ganz klein.“ Ich folgte ihr und sie hatte recht, sie waren wirklich ganz zart und klein, die weißen Blüten des Hungerblümchens. Gemeinsam riefen sich die Kinder die Stellen zu, an denen sie etwas entdeckten. Es war fast wie beim Ostereiersuchen. Nur viel interessanter.
Die Erwachsenen, die das Geschehen mit Aufmerksamkeit verfolgten,  waren sich spätestens zu diesem Zeitpunkt sicher, dass der Start dieser Aktion hier in Südhessen gelungen war.
Wilde Blüten - GesamtbildUnser bereits bestehender  Wildnisbereich wurde als geeigneter Standort für ein gemeinsames Fotoshooting ausgewählt.
Während die Kinder sich anschließend am Feuer wärmten, trafen die Erwachsenen im Foyer zusammen. Meine Mitarbeiterinnen hatten aus frischem Bärlauch und den ersten zarten Kräutern aus dem Garten einen Brotaufstrich vorbereitet.

Diese Gelegenheit nutzte Jan Kirchhein, unser Mitarbeiter für die  Betreuung der Umweltschulen, um  den bUmweltschulprojektereits oben erwähnten Botschaftern dieser Kampagne, sowie den Gesellschaftern Matthias Schimpf und Adil Oyan und der Vertreterin aus dem Umweltministerium Frau Dieter, die vor kurzem beim Regionaltreffen der Umweltschulen getroffene Entscheidung, vorzustellen. Wir Beide sind sehr stolz, dass sich alle Umweltschulen in den nächsten zwei Jahren gemeinsam mit einem Projekt: „Wilde Ecken an unserer Schule“ an dem hessenweiten Projekt beteiligen werden. Das wird spannend. Wir werden bald die Schilder für die Wilde Ecke für alle Schulen beantragen und sie dann bei einem persönlichen Besuch vorbeibringen.
FeuerFast hätten wir vergessen, dass unsere Kinder heute unsere ganze Aufmerksamkeit bekommen sollten. Das Feuer wollte noch nicht richtig wärmen. Die Kinder zog es in die warme Stube. Berthold hatte inzwischen die Fotos der Kinder aus der Kamera geholt und sie für die Präsentation vorbereitet.
Präsentation„Das Bild habe ich gemacht“, hörte man von nun an. „Ich habe die Blume da und da fotografiert“.  Es waren scharfe und unscharfe Bilder zu sehen. Das störte niemanden. Selbst ein unscharfes Foto mit einem „blauen Etwas“ konnten sie schnell zuordnen. Das ist eine Veronika, so der Tenor.
Ich war erstaunt über soviel Konzentration und Aufmerksamkeit. Das Thema schien ihnen auch über längere Zeit zu gefallen.
Natürlich sollten sie zum Schluss noch einmal Gelegenheit bekommen, die eine oder andere Blüte unter dem Binokular zu bestaunen.
Veronika unter Bino1Beate rief mir zu: Veronika, du musst mal schauen, wie schön die kleine blaue Blüte ist. Anna konnte ihren Blick durch das Mikroskop kaum lassen. Sie war so fasziniert. Es ist wie ein kleines Wunder. Ein emotionaler Zugang zum Anblick der Schöpfung.
Im Rahmen der Kampagne „Wildes Hessen“ der hessischen Nachhaltigkeitsstrategie sind alle aufgerufen, wilde Frühlingsblüten zu entdecken, zu fotografieren und auf der Webseite hochzuladen. Als besonderen Service bietet der NABU eine Bestimmung der Blüten an.  Unter allen Teilnehmern werden außerdem Buchpreise für die größte Blütenvielfalt und für das schönste Bild verlost.

Und so geht das Mitmachen: Blüten fotografieren und auf der Webseite: www.wildes-hessen.de registrieren und die Bilder hochladen. Auf dieser Seite können Sie noch viel mehr über diese Aktion erfahren.
Wir sind schon registriert und außerdem sehr stolz über das schöne Schild: Wildes Hessen.
Frau Dieter vom Umweltministerium verabschiedete sich Schildan diesem Tag von uns mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Sie nehme viele neue Eindrücke mit und freue sich auf ein Wiedersehen.
Gerne doch.
An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei den Kindern aus der Joseph-Heckler-Schule. Gut gemacht. Ihr ward ebenfalls würdige Botschafter. Fröhliche, neugierige und lernwillige Kinder, die heute einmal mehr erfahren haben, dass ein guter Lernort nicht nur ein Klassenzimmer sein muss. Mit eurer Begeisterung habt ihr uns Erwachsene angesteckt und uns das Gefühl gegeben, dass wir keine großen Abenteuer brauchen, um interessiert zu sein.
Vor vielen Jahren habe ich eine Fortbildung für Erzieherinnen zum Thema: „Kind und Natur“ organisiert. Ein Zitat, mit dem ich in den Tag einführte, kam mir heute  wieder in den Sinn: „Je länger man lebt, desto deutlicher sieht man, dass die einfachen Dinge, die wahrhaft größten sind“. (Romano Guardini)

 

 

Fast hätte ich dich übersehen!

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Helga

Die Natur erwacht. Mich zog es in der letzten Woche mehrmals raus in den Garten. Außer mit Julian, meinem Praktikanten, hörte ich mich nur mit mir selbst reden. „Unkraut oder Küchenkraut? Bleiben oder gehen?“
Helga kann ich ja leider nicht mehr fragen. Was würde sie mir sagen? Haben wir ihr Erbe weiter gut verwaltet? Sie war es, die uns einen Bauerngarten anlegte, weil es ihr eine Herzensangelegenheit war. Im Juli 2010 ist sie verstorben.  Seitdem machen wir unsere eigenen Erfahrungen und lernen von Anderen. Wir „üben“!
In einer Gartenzeitung habe ich gelesen, dass jetzt die beste Zeit

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Marvin auf der Suche nach den ersten Blüten

für´s Unkraut jäten sei. Ich liebe es, wenn ich große Wurzeln erwische, die sich wie ein Band unter der Erde ausgebreitet haben. Wenn ich mir dann sicher bin, dass es keine Minze oder Nutzpflanze  ist, dann raus damit.
Bei den Pflanzen ist es ja wie bei den Menschen. Manche kommen mit den Gegebenheiten vor Ort gut zu Recht, andere weniger. Manche dominieren, d.h. sie breiten sich aus und verdrängen andere Pflanzengesellschaften. Andere lassen sich verdrängen und ziehen sich zurück oder geben auf.
Echt. Wie bei uns Menschen.

 

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Hungerblümchen

Dann kämpfen wir (oder die Pflanzen) mit den Wildtieren vor Ort. Blumenzwiebeln haben kaum eine Chance. Sie werden von Mäusen und dem Maulwurf verputzt. Mich ärgert das inzwischen. Wo ich mir doch so viel Mühe gebe! Aber? Kann ich etwas dagegen unternehmen? Nee.
Im letzten Sommer haben zudem Jugendliche unseren Garten komplett verwüstet. Alles. Tomaten, Gemüse, Blumen, sie waren alle Opfer ihres Übermutes. Auch das mussten wir verkraften.
Nichts desto trotz. Jeder der mich wirklich kennt, weiß, dass ich mich über jeden kleinen Lichtblick freue. Kinder naschen Erd- und Himbeeren, sie kosten Kräuter, bevor sie in ihren Korb wandern und eine feine Würze im Quark sind. Das ist meine Ernte.

 

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Veronika – Ehrenpreis

Seit letzter Woche bin ich zusätzlich auf der Suche nach den ersten wilden Blüten. Wo zeigen sich die  Pflanzen, die wild wachsen und uns mit ihrer zarten Blüte erfreuen?
Am Donnerstag wird sich auch eine Schulklasse aus Bensheim auf die Suche machen. Begleitet werden Sie von „Botschaftern“ der Kampagne: „wilde Ecken“ aus dem Ministerium in Wiesbaden.

Gestern sind Gerhard und ich extra hier an der Erlache spazieren gegangen. Ich hielt gezielt  Ausschau nach kleinen weißen, blauen und violetten Blüten. Sie hatten wohl ihre Köpfe wegen der Kälte eingezogen.
Heute nahm mich Beate mit nach draußen. Sie hat die zarten Blüten entdeckt. „Schau“, sagte sie, „die ganze Wiese voller Blüten“. „Wo? Äh? Wie bitte? Wo siehst du denn kleine Blüten?“ Fast hätte ich sie übersehen. Die Hungerblümchen. Jetzt, wo sie meinen Blick schärfte, jetzt sehe ich sie auch. Überall stehen sie. So ist es. Mann (Frau) muss erst mal  genau hinsehen lernen.
Die kleine blaue Blume mit dem Namen „Veronika“ war mir natürlich schon aufgefallen. So als Namensverwandte kennt man sich dann doch persönlich.

 

 

 

 

„Wir retten die Welt“

Der Ortsteil von Bensheim Gronau, scheint nicht nur ein Lieblingsort zum Wandern von mir zu sein, nein, ich begegne dort inzwischen auch netten Menschen. Wenn ich deshalb, wie gestern geschehen, die Märkerwaldschule besuche, dann rufen mir inzwischen viele Kinder freundlich zu: „Hallo Veronika“!
SdN7Ich habe engeren Kontakt zur Schulgemeinschaft, seit sie vor vier Jahren eine Umweltschule geworden sind.
Nicht nur die Kinder, auch die Pädagoginnen begeistern mich, weil sie sehr personenorientiert Werte vermitteln, die weit über das Normalmaß hinausgehen.  Es ist dort so manches in ihrem Wertekonzept und pädagogischen Ansatz ähnlich dem meinen.
Zum Beispiel sind sie vertraut mit der  Giraffensprache. Laut Wikipedia ein Konzept der „Gewaltfreien Kommunikation“, das von Marshall Rosenberg entwickelt wurde. Es soll Menschen ermöglichen, so miteinander umzugehen, dass der Kommunikationsfluss zu mehr Vertrauen und Freude am Leben SdN1führt.  Freude am Leben ist meiner Meinung nach auch ein wichtiger Schlüssel zur Eigenverantwortung von Mensch und Natur.   Freude an der Natur, sich einsetzen  für einen bewussteren Umgang mit der Natur,  das vermitteln an dieser Schule seit Jahren mit großem Erfolg  auch zwei Naturpädagoginnen mit dem Konzept LENA (Lernort Natur) und so ist bereits die Natur und SdN2Umwelt zu einen nicht-mehr-weg-zu-denkenden Baustein  im Unterricht geworden.

Als ich über die ANU vom  Programm: Schuljahr der Nachhaltigkeit (ausgezeichnet als offizielle Maßnahme der UN-Dekade BNE)informiert wurde, welches seit  2014 Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie Hessen ist, war für mich klar, dass wir uns als NZB an dieser Maßnahme  gerne beteiligen würden.  Wir SdN4schlugen  u.a. die Märkerwaldschule für dieses Projekt vor. Schon im Jahr 2015 wurde das erste Diplom an die Schülerinnen der damals vierten Klasse verteilt.
Ich bin mir sicher, dass nicht nur die Schülerinnen durch die Unterrichtseinheiten zu den Themen wie Klima, Wald und Energie, Recycling, Fairer Handel, Ernährung, und Biodiversität neue Erfahrungen und  wertvolle Einsichten gewinnen konnten.
SdN5Gewürdigt wird die umfassende Aufnahme des Themas Nachhaltigkeit mit der Zielsetzung, BNE in den Schulcurricula zu verankern. Statt Einzelthemen nebeneinander zu bearbeiten, werden die Aspekte unter dem übergeordneten Ziel einer nachhaltigen Entwicklung miteinander verbunden und mit den Inhalten der Rahmenpläne verknüpft.
Das ist meiner Meinung nach in der Märkerwaldschule sehr gut gelungen. Überall in der Schule und in den Klassenzimmern hängen Plakate mit Informationen zu entsprechenden Aktionen.
Gestern war Abschluss des Projektes und ich durfte die Diplome an die Kinder verteilen. Sie stellten zunächst in Kleingruppen die Themen vor, mit denen sie sich im vergangenen Jahr intensiv beschäftigt hatten. Stolz standen sie vor uns Gästen und den Kindern der ersten bis dritte Klasse,  die zu diesen fast mit etwas  Bewunderung aufschauten. Die jüngeren  stellten ihrerseits Fragen und berichteten von ihren eigenen Vorstellungen, wie sie sich auch für die Umwelt einsetzen werden.
Frau Hirschberg

Für einen  neuen Schüler, der erst seit wenigen Wochen als Flüchtlingskind in die Klasse aufgenommen wurde, hatten wir eine besondere Aufgabe ausgesucht. Er durfte der Schulleitung Frau Hirschberg das Nachhaltigkeits-Diplom für die Märkerwaldschule überreichen. Sie freute sich, wie man sieht, sehr über diese Auszeichnung.
Stolz auf ihre Schützlinge war auch Frau Frehse, die Klassenlehrerin. „Sie hätte im vergangenen Jahr eine tolle Klasse übernommen“, so ihr Credo. Voller Anerkennung applaudierte sie den Jungen und Mädchen zu ihrer Präsentation.
SdN6 Zufrieden und glücklich erlebte ich auch die Referentin Eva Maria Herzog-Reichwein, der es mit  großem Einsatz gelungen ist, ihre Erfahrung und Motivation als sogenannte „Herzenssache“ (man kann es auch Lebensmotto nennen), ins Bewusstsein der Kinder zu „pflanzen“.  Das ist ihr mehr als gelungen.
Gemeinsam retteten die Kinder am Ende  der Veranstaltung symbolisch die Erde. Einmal „fiel“ sie zu Boden. Da rief gleich ein Kind aus der ersten Reihe: „Oje, die Welt geht unter“. Aber sie haben es geschafft.  Wichtig dabei ihre Botschaft: Nur gemeinsam können wir die Erde retten.
Bei den Schülerinnen der Märkerwaldschule bin ich mir sicher, dass sie die Botschaft bereits recht gut verinnerlicht haben. Als Geschenk aus dem Naturschutzzentrum brachte ich für die Schülerinnen Äpfel und Mandarinen mit. Ich wurde gleich gefragt, ob die Mandarinen aus fSnN5airem Handel seien?
Eva wollte  am Schluss noch einmal die tolle Atmosphäre zwischen allen Schülerinnen  vertiefen und genießen. Zum Gedicht von Joseph Cornell: „Die Vögel des Himmels“, machten alle die Bewegungen mit. Das verbindet.
Frau Hirschberg holte als Krönung dann noch den CD Player und mit dem Schullied´: „der Baum des Lebens“ von Peter Maffay aus Tabaluga löste sich die kleine Schulgemeinde wieder auf.
Im anschließenden Gespräch mit der Schulleitung zogen wir eine sehr positive Bilanz. Frau Hirschberg sagte, dass ihr und den Kolleginnen fast täglich vor Augen geführt wird, wie selbstverständlich die Themen bereits zum Schulalltag gehören. Wir besprachen auch, dass wir weiter in engen Kontakt bleiben und Frau Herzog-Reichwein auch im nächsten Schuljahr die dritte Klasse zu diesen Themen betreuen wird. Außerdem wird das Kollegium im Mai einen pädagogischen Tag mit dem Schwerpunkt Klima am Naturschutzzentrum mit Eva Herzog-Reichwein durchführen.
So gelingt´s. Wir ziehen alle an einem Strang.

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Dunkel tut gut

„Was für ein Jammer“, dachte ich im ersten Moment, als ich die  Lichtverschmutzung1leeren Stuhlreihen sah. Kaum jemand nahm sich die Zeit für diesen Vortrag: Schutz der Nacht.
Lag es am Titel? Kann man sich darunter nichts vorstellen?
Es war Freitagabend. Da beginnt das Wochenende. Da will man sich vielleicht nicht mit so ernsten Themen wie Lichtverschmutzung beschäftigen… Der Versuch einer rationalen Antwort.
Dieser Vortrag hat scheinbar aber nicht nur uns Anwesende, sondern auch  Herrn Tritsch, Redakteur des BA-Anzeigers, beeindruckt. Er hat einen guten Artikel darüber geschrieben.
Den Link schicke ich gleich hinterher: http://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/region-bergstrasse/kulturgut-nacht-dunkel-tut-gut-1.2645966.

Lichtverschmutzung 2Lag es an der Person Sabine Frank, dass ich ihr noch hätte stundenlang folgen wollen, trotz dieser ernsthaften Thematik? Sie ist eine faszinierende Persönlichkeit. Beseelt von der Idee, die Nacht als Kulturgut zu preisen. Eine ganz persönliche Erfahrung als „SternenKind“ hat sie auf Plan gebracht, Retterin der Nacht zu werden und wenn es nur in ihrer Heimat der Rhön passieren sollte. Plötzlich sei der Steinbock am Himmel verschwunden gewesen…
Erstaunlich für mich, wie sie sich durchgekämpft hat. Viele Jahre hat sie sich mit ihrer ganzen Energie und Zeit dafür eingesetzt, die Rhön wieder „dunkler“ zu machen. Mit Erfolg. Das Prädikat: Sternenpark Rhön gilt als Modellprojekt und strahlt inzwischen weit über die Grenzen hinaus. Ich empfinde hohe Wertschätzung für sie.
Sie sprach von zittrigen Knie, mit denen sie in Kommunen vorstellig wurde, um für ihre Sache zu werben. „Keine Ahnung“ von technischen Dingen hätte sie gehabt. Aber einem inneren Auftrag sei sie gefolgt.
(Anmerkung: 85% der Kommunen haben sich inzwischen den Richtlinien angeschlossen).

Lichtverschmutzung. Was ist das? Ich habe mir vor allem gemerkt, wie sich nächtliches Kunstlicht mit hohem Blaulichtanteil negativ auf unsere Gesundheit auswirken kann. Der Mensch brauche die gesunde Balance zwischen Tag und Nacht. Außerdem habe ich begriffen, dass Energieeffizienz nicht gleichbedeutend mit Umweltverträglichkeit zu sehen ist.
Lichtverschmutzung 3Natürlich hat sie bei ihrer Herfahrt auch ihr Augenmerk auf Bensheim uns seine Lichter geworfen und gleich kritische Anmerkungen dazu gemacht.
Da gäbe es jede Menge zu tun.  Es gelte auch hier, ein neues Augenmerk auf die Lichtgestaltung zu werfen.
Gerhard wurde bei diesem Vortrag ebenfalls sehr nachdenklich. Eine Sache sagt er, gäbe ihm besonders zu denken. der „Rebound-effekt“. Weil die LED-Beleuchtung nicht mehr viel Strom koste, würden jetzt noch mehr Lampen aufgestellt werden.
Geht Ihnen vielleicht jetzt auch ein Licht auf? Was können wir dazu beitragen, dass es bei uns wieder die natürlichen Gegensätze von Tag und Nacht gibt.
Frau Frank hat uns Ihren Vortrag zur Wiederverwendung und Weiterverbreitung überlassen. Aus diesem Vortrag sind die drei Bilder entnommen. Dankeschön.
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herr Willy Helm. Er kam im vergangenen Jahr und brachte mir Unterlagen vom Sternenpark. Er bat mich darum, Kontakt mit Frau Frank aufzunehmen. Ein echter Naturschützer mit großem Herz für die Natur. Danke Herr Helm, sie haben mein Verantwortungsbewusstsein für die Natur damit weiter gestärkt.

 

Falke ist umgezogen

Falkengucker„Siehst du den Wanderfalken?“ „Nee, nicht wirklich.“ „Doch der muss da oben sitzen, die Veronika hat gesagt, sie haben eine neue Wohnung bekommen.“ „Wieso eine neue Wohnung?“ „Na, du verstehst nicht.  Die sind doch umgezogen“. „Aha“.

Vorbereitungen

Genau das ist passiert. Seit 2009 hatte unser Wanderfalkenpärchen ein schönes Heim. Hoch oben in der Luft. Auf einem Strommasten. Das war nicht immer so. Lange Zeit flog ein einsamer Falke über dem Ried. Wo sollte er wohnen? Die Bensheimer Naturschützer hatten dann veranlasst, dass ein Kasten gebaut und von der Bahn platziert wurde.
Die nächste Falkenfrau, die vielleicht ebenso auf der Suche war, konnte er mit seinem Balzverhalten überzeugen. Er lud sie ein zu bleiben und schon gründeten sie im nächsten Jahr eine Familie. Jedes Jahr wurde ein Falkenkind mehr geboren. Wenn sie flügge sind, verabschieden sie sich und nur die Eltern bleiben zurück. Im vergangenen Jahr kam von der Bahn die Mitteilung, dass der Mast Wanderfalkeverlängert wird. Gerhard konnte erreichen, dass sie mit dem Abbau warten, bis die Falken ausgeflogen waren. Das bedeutete auch das Ende im Eigenheim. Was nun? Was tun?

Der Kasten war witterungsbedingt renovierungsbedürftig. Er wurde grunderneuert und stand nach Fertigstellung für ein paar Tage bei uns im NZB. Aus der Nähe betrachtet wirkt er wie eine kleine Hundehütte. Oben auf dem Mast wirkt er so groß wie eine Schuhschachtel.
Kasten nahWir Falkenfreunde sahen seit dem Abbau jeden Tag an den Himmel. Da flogen die zwei. Hatten kein Zuhause mehr. Ich rief ihnen  manchmal zusammen mit Kindern zu, dass sie sich keine Sorgen machen sollen, wir hätten sie nicht vergessen.
Ende Januar standen dann zwei Bedienstete der Bahn vor mir. „Entschuldigen Sie, ich soll den Falkenkasten abholen. Wo soll der denn hin“? Ich ging mit ihnen um die Ecke. Wir schauten auf den neuen Masten, der jetzt dafür vorgesehen war. Zufällig saßen beide auf den Traversen. „Na schauen Sie doch mal“, sagte ich, „die warten schon sehnsüchtig auf sie. Es wird Zeit.“ Humorvoll rief der Bahnmitarbeiter in die Richtung: „Falken! Wir kommen.“ Das hat mir gut gefallen.
KastenDie Vorbereitungen, also ein Metallgestell zu montieren, kamen zuerst. Dabei turnten die zwei von der Bahn leicht und locker oben auf dem Mast herum. Zumindest sah es von unten gesehen so danach aus.
Am nächsten Tag wurde dann der Kasten hochgezogen. Ob unsere Falken diesen Vorgang beobachtet haben?
Nach wenigen Stunden konnte auch der Strom wieder eingeschaltet werden.  Die Falken flogen im sicheren Abstand um die Neuerung herum.

Nach zwei Tagen, am 2. Februar, ich war gerade am Morgen zur Arbeit gefahren, da nahm ich auf dem Masten eine größere Silhouette wahr. Ich schaute genauer. Da bewegte sich ein Vogel mit schnellen Flügelschlägen. Wenig später flog er weg. Das Weibchen blieb zurück. Die Situation war also eindeutig. Sie hatten sich gepaart.

Falke an Bord

Noch am Nachmittag schauten wir mit dem Fernglas nach oben. Da saß ein Altvogel vor dem Eingang seiner neuen Hütte. Sie hatten sich schnell mit der neuen Situation vertraut gemacht. Gerhard meinte, es war gar nicht so selbstverständlich, dass sie so schnell ihre Scheu verlieren. Es hätte ja sonst wer im Kasten sein können.
Jetzt warten wir und hoffen, dass es auch mit dem Nachwuchs klappt. Wir haben ein informatives Buch: 42 Tage Nestlingszeit. Da kann man die Entwicklungsstadien vom Ei bis zum „Flügge werden“ verfolgen.
Ich habe auch noch einmal in alten Blogberichten geblättert. Am 21. Mai 2010 schrieb ich, dass ich so etwas „helles und wollknäulartiges“ auf dem Balkon des Wanderfalkenkastens gesehen habe. Es war das erste Junge.
 

Wunsch – eine Sonnenblume pflanzen

Noch ein Nachtrag zum meinem Blog von gestern. Wir sind immer noch tief bewegt, wenn wir an Hans denken.  Gerhard erinnerte mich daran, dass wir bei unserem letzten Besuch  an Weihnachten von ihm hörten, dass er sich so sehr über die Entscheidung  freue, dass man den  Stieglitz  zum Vogel des Jahres 2016 ernannte.

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Sonnenblume für den Stieglitz

Er brauche doch die Samen aus dem Garten und da sei ihm der Gedanke gekommen, was wäre, wenn möglichst viele Menschen in ihrem Garten oder an sonst einer wilden Ecke eine Sonnenblume pflanzen würden.
Stimmt.  Warum ist mir das gestern beim Schreiben meines Blogs nicht mehr eingefallen.  Was wäre, wenn wir alle in Gedanken an ihn möglichst viele Sonnenblumensamen aussäen würden? – Ich lasse diesen Wunsch von Hans jetzt los und hoffe, dass er auf fruchtbaren Boden fällt.

 

 

Frei wie ein Vogel

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Hans Ludwig

Eine Stunde in der Stille seinen Gedanken nachhängen. Dazu hatte ich gestern Gelegenheit. Es war ein trauriger Anlass. Gerhard und ich saßen in der Aussegnungshalle im Lorscher Friedhof. Wir wollten dem Verstorbenen Hans Ludwig die letzte Ehre erweisen. Diese eine Stunde vor der offiziellen Trauerfeier war ein persönliches Abschiednehmen von ihm. Dabei kamen mir die gemeinsamen Begegnungen mit ihm in den Sinn.  Am liebsten ist mir das Bild in Erinnerung, als er uns lachend in einem Liegestuhl bei uns auf dem Gelände des NZB ins Auge sieht.  Leider kann ich dieses Bild in meinem Archiv nicht finden. So bleibt es eben in meinem Herzen.
Er ist und bleibt eine beeindruckende Persönlichkeit.  Viele Menschen schätzen ihn und er ist ein großes Vorbild als Naturschützer weit über die Grenzen hinaus.
Gerhard richtete stellvertretend für alle Naturschützer das Wort an die Trauernden. Er gab uns Einblicke in sein Leben  und Wirken. Dabei sprach er von Erlebnissen seiner Kindheit, die ihn wahrscheinlich für sein ganzes Leben prägten. Die Natur, besonders die Vögel haben es ihm angetan. Mit ihnen machte er sich vertraut. Er beobachtete sie, sie wurden Freunde für alle Tage seines Lebens.
Eine Geschichte bleibt mir besonders in Erinnerung und ich habe sie schon vielmals  gehört. Seine Dohlen. Er musste sie zurücklassen,  als er als junger Mensch in den Krieg ziehen musste.  Der Gedanke daran, sie wiederzusehen, halfen ihm (vielleicht) durchzuhalten.

Viele von uns glaubten, dass sich auch seine Vögel gestern von ihm

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Hans Ludwig

verabschiedeten oder ihn vielleicht in Empfang nahmen, denn wir sahen Krähen, einen Milan, einen Reiher und Tauben  und manche „Ornis“ meinten sogar, einen Eisvogel gehört zu haben. Das irritierte sie, denn eigentlich gibt es in der Nähe kein Gewässer. Vielleicht ist er ihnen jetzt näher als je zuvor. Frei wie ein Vogel.
Alles Gute für Dich, lieber Hans!
Und solltest du Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen können, dann schütte deine Liebe, die du in deinem Herzen  für all die Kreaturen dieser Erde getragen hast,  gerade über Menschen, die jeglichen Bezug zur Natur verloren haben.

 

Ich will ein Klimalotse werden!

Wie alles begann. Ich folge einer Einladung der Stadt Bensheim zu einem Arbeitstreffen. Es ging um unser  Klima. Die Stadt hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Eine klimaneutrale Stadt will sie werden. Dafür gibt es einen Masterplan, der sukzessiv umgesetzt werden soll. Im vergangenen Jahr gab es deshalb auch den ersten Klimaschutztag in Bensheim. Das NZB schien ein guter Ort für Aktivitäten und Informationen rund um das Thema Klima zu sein.

Erhard RenzDoch zurück zum Arbeitstreffen. Schon beim Zuhören der Beiträge der TeilnehmerInnen und Organisatoren entwickelte sich in meinem Kopf eine Fülle von Gedanken.  Ich erinnerte mich an die Aktivitäten von Jeannine, die im Jahr 2011 eine Gruppe von Kindern zu Energiesparfüchsen ausgebildet hat.  Nach ihrem Weggang  konnten wir nicht mit der gleichen Intensität am Thema dran bleiben. Aber wir wussten, dass das Thema  noch mehr ins Bewusstsein von uns allen rücken muss. Wir brauchen authentische Botschafter und gute Vorbilder. Ich halte Kinder für diese Aufgabe für sehr gut geeignet. Sie wissen um die Ernsthaftigkeit der SpaßfaktorProblematik und wollen aktiv werden und handeln.
Ich fragte mich: „Werde ich es schaffen, in weniger als einem Monat, ein Kursangebot für Jugendliche für das neue Programm 2016 auf die Beine zu stellen“? Ich traf mich mit möglichen Akteuren und lotete die Bereitschaft aus, ob sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können. Dann lief alles wie von selbst.  Alle brachten sich ein, lieferten Texte und Ideen. Manchmal musste ich nachhaken, aber jeder hatte Verständnis.
Dann war es soweit. Am 15. Januar traf sich die Gruppe das erste Mal. Wir hatten kaum Zeit für einen Vorlauf, um Jugendliche auf diese Veranstaltungsreihe aufmerksam zu machen.  Trotzdem war Drewesich verwundert, dass gleich für das erste Treffen 10 Kinder angemeldet waren.
Gerade für den Einstieg brauchte ich ReferentInnen, die selbst für die Sache „brennen“. Mir fiel sofort Erhard Renz (Sonnenflüsterer) ein. Es war gar nicht so einfach, ihn zu gewinnen. Er kann nämlich Beides: Spaß und Ernst. Spaß bereitet ihm zurzeit die Faschingskampagne, bei der er sich mit seiner Frau Silke voll verausgabt und austobt. Ich denke, das braucht er, denn bei den ernsten Eva DämmenThemen, die er sonst beackert, kann ihm vielleicht der Faktor Spaß den Ausgleich bringen. Ich würde ihn gerne mal fragen, welche Narren ihm lieber sind. Die temporären Faschingsnarren oder die verantwortungslosen und gleichgültigen Alltagsnarren. – Er hat es gepackt, die Kinder zu fesseln, zu begeistern und anzustecken. Er hat sie neugierig gemacht. Sie stellten viele Fragen.
Bevor Herr Drewes (Energieingenieur) und Eva (erfahrene Umweltbildnerin) weiter in die Thematik eintauchten, nahm Gerhard sie noch mit auf eine kleine Infotour im Außengelände. Er  Wärme haltenzeigte ihnen unsere Solarstation zum Aufladen von Elektroteilen und den Ort, an dem Sonnenstrom gespeichert wird, mit dem wir unsere Feuerstelle beleuchten können.

Eva konnte im Praxisteil ebenfalls mit der ganzen Aufmerksamkeit der Kinder rechnen.
Hier ein Auszug aus dem Protokoll von unserer Mitarbeiterin Beate: „Damit die Wärme im Haus bleibt, ist Wärmedämmung nötig. Welche Arten der Dämmung es gibt, stellte Umweltbildnerin Eva-Marie Herzog-Reichwein vor. Neben industriell gefertigtem Styropor gibt es als natürliche Alternativen Schafswolle, Hanf und Kork. Wie gut diese Materialien ein Haus isolieren, Temperatur messenkonnten die Kids in erlebnisorientierten Experimenten untersuchen.
Jamie, Zoe, Lucas, Benedict und Jan umwickelten kunstvoll ihr Haus mit Schafswolle. Michel, Ante, Nick und Thomas dämmten ihr Haus mit Styropor und Kunststofffolie. Das dritte Haus blieb ungedämmt. Gefüllt wurde jedes Haus mit Eiswürfeln und nach einiger Zeit wurde die Menge des Schmelzwassers ermittelt. Das Ergebnis war eindeutig. Schafswolle und Styropor zeigten ähnlich gute Dämmwirkung.
Ein vergleichbares Experiment wurde mit Flaschen durchgeführt, die mit kochendem Wasser befüllt waren. Jamie und Zoe kleideten ihre Flasche kreativ mit Schafswolle während Ante, Michel und Nick ihre Flasche mit Plastikfolien umhüllten. Nick war dafür, dass seine Flasche gewonnen hat. Fakt war, dass beide isolierten Flaschen die Wärme sehr viel länger hielten als die nicht isolierte Flasche.

Fazit: Der erste Tag war für die angehenden Klimalotsen interessant und spannend zugleich. Sie erlebten, wie wichtig Solaranlagees ist, den Blick auf erneuerbare Energien zu lenken und auf Wärmedämmung zu achten. Wir freuen uns auf unseren nächsten Termin, am 12.02.16. Dann werden wir ein Passivhaus, den Energiebeauftragten und den Klimaschutzbeauftragten der Stadt Bensheim  kennenlernen. Anmeldungen zu einzelnen Terminen sind bedingt noch möglich.“

Frau Scherf vom BA hat ebenfalls einen schönen Artikel über diese Veranstaltung geschrieben, deshalb spare ich mir weitere Details.
Link: http://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/region-bergstrasse/kinder-lernen-haben-spass-und-werden-zu-klimalotsen-1.2603002

Winterspiele

Wir sind wieder am Start. Das neue Jahr hat für uns gut begonnen.
Mit Ferienspielen. Ich habe die Sätze der Eltern und Kinder noch im Ohr, die im Herbst sagen: „Könnt ihr nicht auch Winterspiele anbieten?“ Das dauert sonst so lange, bis wir uns wiedersehen.

Ich gestehe. Anfang des Jahres, noch im Urlaubsmodus, habe ich mich gefragt, warum ich mir das antue. Ich könnte noch eine ganze Woche tun und lassen, wonach mir privat der Sinn steht.
BaumgeisterSpätestens als die Kinder am Montag zur Tür herein kamen, waren meine ganzen Bedenken wie weggeblasen. Ja, es war die richtige Entscheidung.
Ich hatte mir zwar ausgemalt, wie wir Schlitten fahren könnten oder noch besser, auf der Erlache Schlittschuhfahren, aber es kam anders. Regen statt Schnee.
So gestaltete sich Schwerpunkt  des WildgänseforscherTagesablaufs etwas anders als sonst. Die Werkstatt wurde zum Landeplatz für alle Star-Wars-Fans. Die Naturforscher waren mit Beate bei Wind und Wetter unterwegs. Es gab genug Spuren zu entdecken. Bei diesen beiden Jungs auf dem Bild könnte es sich um die neuen Konrad Lorenz Nachfolger handeln. Sie konnten sich ganz nah an die Gänse heranschleichen und nutzten jede freie Minute, um den Gänsen nahe zu sein.
PizzabäckerFür Aufregung sorgte eine Flaschenpost. Inhalt war ein trauriger Brief. Es ging um Liebeskummer und die Feststellung, dass man es ohne eine gute Freundin wohl nicht schaffen würde. Das war für unsere beiden Finderinnen genau das, was ihnen gefiel. Sie schworen sich selbst beste Freundinnen zu bleiben.
Alte Hasen WerwolfNicht einmal auf unseren Pizzabäcker Thomas mussten wir verzichten. Die Jungs sagten, sie wären nun lange genug bei ihm in die Lehre gegangen. Lukas  übernahm die Regie und was soll ich sagen: Thomas wäre stolz auf ihn und seine Helfer.
Am Freitagmorgen kamen sie noch auf die Idee, ein eigenes Spiel zu 4Farbendruckentwickeln. Werwolf für „Alte Hasen“ so der Titel.
Kennen Sie das Spiel Werwolf? Wenn nicht, dann besuchen Sie uns mal bei den nächsten Ferienspielen. Es könnte spannend werden.
Mit meinen Gedanken war ich trotzdem ab und zu auf Abwegen. Beim Drucker. Er war mit unserem neuen Programm beschäftigt. Die Kinder interessierten sich dafür und durften mich deshalb begleiten.
Es ist ein langer Prozess, bis das fertige Produkt auf dem Tisch liegt.
DruckervorbildWährend Herr Jung und ich noch um die richtige Bildauswahl  bemüht waren und Textänderungen einpflegten, bekamen meine Jungs eine Extraführung. Dabei haben sie wohl großes Interesse gezeigt. So durften sie auch am nächsten Tag wiederkommen und beim Druckverlauf zusehen. Ihr Kommentar: „Sehr interessant“. Vor allem die großen Maschinen hatten es ihnen angetan oder der Stempeldruck, der sich gar nicht, wie ein Stempel anfühlte. Der Geruch der Druckerfarbe und das laute Geräusch der Maschinen irritierte sie  aber und sie hatten deshalb  Mitgefühl für die Mitarbeiter.
Überraschung. Die Eltern der Ferienspielkinder waren die Ersten, die das neue Programm in den Händen hielten.
Seit heute läuft das Telefon heiß. Gefragt sind die Erlachfüchse und Ferienspiele.  Interessant wird hoffentlich auch die Veranstaltungsreihe mit den Klimalotsen oder die HolzWerkstatt. Warten wir es ab.

 

Nachahmer erwünscht.

Aufatmen. Durchatmen. Luft holen. Gedanken sortieren. Ja, wir können  im Team alle einen Gang zurück schalten.  oyanDas tut gut, denn unsere Reserven wurden langsam knapp.  Doch Zeit zum Ausruhen gibt es noch nicht. Das Programm für das neue Jahr will zusammengestellt sein. Puuuh!

Unsere Ernte für das Jahr 2015 haben wir  aber“eingefahren“ und  ich denke, wir können wirklich zufrieden sein.
 So ähnlich habe ich es heute morgen auch in der Gesellschafterversammlung formuliert. Sie wollten meinen pädagogischen Bericht hören und ich Scheckübergabekonnte ihnen gute Ergebnisse präsentieren. Dafür gab es Anerkennung und Wertschätzung.
Die Rückmeldungen von vielen zufriedenen Kunden belohnen uns ebenfalls und sind somit auch eine Art Währung.
Natürlich sagen wir auch nicht nein, wenn uns ein Spender oder Sponsor seine Anerkennung zeigt, indem er uns einen Scheck überreichen möchte.
„Das ist unsere Art der Unterstützung für eine hervorragend gute  Arbeit im Bereich Bildung und Naturschutz“, so ähnlich drückte es der Bürgermeister von Lorsch, Herr Schönung aus.  Er kam in dieser Woche mit zwei VertreterInnen aus dem Stadtparlament, darunter die Stadtverordnetenvorsteherin Christiane Ludwig-Paul.
Es war eine richtig schöne und entspannte Atmosphäre bei der Übergabe. Sie waren alle lustig drauf. So erlebe ich Politiker sehr selten. Ich hatte den Eindruck, Herr Schönungdass es ihnen selbst Freude bereitet hat, in so einer Mission unterwegs sein zu können.

Herr Oyan nahm als Vorsitzender der Gesellschaft den Scheck entgegen und fand genügend Worte des Dankes.
Herr Schönung antwortete mit Augenzwinkern: „Vielleicht kann sich langfristig daraus eine richtige Partnerschaft entwickeln“. Das klang so, als sei das das nicht die letzte finanzielle Unterstützung gewesen.
Uns kann es nur Recht sein. Wir kommen finanziell  zurecht, aber das Haus mit seinem hohen Bildungs- und Naturschutzanspruch kann schon lange nicht mehr alle Anfragen und Wünsche von Kunden annehmen und umsetzen.
Danke an alle Lorscher, die uns ihr Vertrauen schenken und uns mit diesem finanziellen Beitrag tatkräftig unterstützen.  Ihr seid spitze.

Gestatten, mein Name „Spitzrabau“

Steffen Kahl1Neue Quizfrage. Wer oder was ist ein Pomologe?
Wäre gar nicht so einfach, wenn das Bild dazu nicht gleich auch die Antwort geben würde. Seit ein paar Tagen gibt es jetzt ein paar Leute mehr, die ihn, den Spezialisten, den Apfelsortenkenner schlechthin, kennenlernen, und von seinen Erfahrungen profitieren, durften.

Schon beim Apfelfest war er der gefragteste Mann. Viele kamen mit kleinen oder großen Körben, gefüllt mit Schätzen der Streuobstwiese. Zu diesem Zeitpunkt aber noch alle namenlos. Steffen Kahl konnte vielen Menschen helfen und aus den Namenlosen wurde der „Geheimrat Dr. Odenburg“, der „gelbe Bellefleur“, der „Spitzrabau“ oder der „Hochzeitsapfel“, um nur einige zu nennen.

Neulich wurde für die Wissbegierigen unter ihnen noch ein zusätzliches Schmankerl geboten. Ein Apfelbestimmungsseminar. Während ich, wieder abzeichnen1einmal mit organisatorischen Dingen beschäftigt war, konnte sich Gerhard voll auf dieses Seminar konzentrieren. Ab und zu öffnete sich die Tür und es wehte eine magisch anziehende Apfelduftnote aus dem Raum.

Herr Kahl hatte viele verschiedene Apfelsorten aufgebaut und zu Forschungszwecken bereit gestellt.
Apfelkunstzeichnung1Ab und zu konnte ich den Teilnehmerinnen über die Schulter schauen und ein paar Fotos machen.

Als Gerhard am Abend von seinen Erfahrungen erzählte war mir klar, dass ich darüber etwas schreiben musste. Er hat mir ausführlich berichtet.
Riechtest1Zuerst musste er lernen, an welchen Merkmalen man die Äpfel auseinander halten kann. Da gibt es äußere Merkmale wie die Form (rund, flach, walzenförmig), das Relief (glatt, gerippt), die Schale (trocken, rau, fettig, bereift), die Druckfestigkeit, die Farbe, der Geruch, die Form der Kelchgrube…
Damit aber noch nicht genug. Es geht noch weiter. Jetzt die inneren Merkmale im Querschnitt: Die Form der Kelchhöhle, der Stand der Staubgefäße, die Lage des Kernhauses, der Achselhöhle, der Kernkammern, Kernhauswände, Form und Farbe der Samen… und endlich – der Geschmack.

Eigentlich logisch, dass es so viele Merkmale gibt, wenn man sich überlegt, dass es in Deutschland so um die 2000 Apfelsorten gibt, die man unterscheiden muss. – Oder vielmehr gegeben hat, denn etliche sind schon verschwunden, weil sich kaum mehr jemand um die alten Sorten kümmert.
 ApfelmemoryZum Glück gibt es da den Pomolgenverein und? Natürlich die Streuobstwiesenretter! Sie haben ihren Namen zu Recht gewählt. Im Herbst (und nicht nur in dieser Jahreszeit) haben sie Hochsaison. Da gilt es, draußen vor Ort zu sein. Eine Aufgabe. Edelreiser zu schneiden und auf einer Unterlage zu veredeln. So ist die Sorte für´s Erste gerettet.
Herr Kahl war ein guter Lehrer. Es war tatsächlich eine Atmosphäre, so wie in einer Schulklasse. Da wurde gezeichnet, untersucht, getestet… Und was ein guter Lehrer ist, er bringt auch etwas Spielerisches mit ein. Jede/r von uns kennt das Spiel, bei dem man immer ein gleiches Paar finden muss. Hat wohl allen Spaß gemacht.

Der Apfel auf dem letzten Bild ist von einer Kunstzeichnerin in wochenlanger Arbeit angefertigt worden. Sie sagt, man müsse sehr genau hinsehen, um einen Apfel so nachzeichnen zu können. Das Bild sei auch noch lange nicht fertig.

Am Wochenende waren Gerhard und ich am Kühkopf unterwegs. Wir kamen auch zu einer Streuobstwiese. Sie lag ziemlich abseits. Vielleicht weiß der Besitzer gar nicht mehr, dass er so eine schöne Wiese hat, Zeichnung Apfel1denn fast alle Äpfel lagen auf dem Boden. Interessant, wie wir zwei uns den Äpfeln näherten. Ich suchte mir einen und biss gleich hinein. Gerhard drehte den Apfel vor seinen Augen zwischen den Fingern und äußerte sich fachmännisch: Kurzer Stil, länglich, goldgelbe Schale… Das muss eine Ananasrenette sein. Stimmt, sagte ich, schmeckt auch nach Ananas.

 

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