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Starke Kinder – starke Sprüche

 

FreudeEnde September trafen sich endlich mal wieder die Kinder aus der Gruppe: „Kinder stärken“.
Ein ganzer Sommer lag zwischen unserem letzten Treffen und so war die Freude untereinander richtig groß, als sie sich wieder begegneten.
Zunächst war es ihr Wunsch aufs Kieswerk zu gehen. Gleich zwei EiszeitknochenKinder machten richtig gute Funde. Ein Stück von einem Rückenwirbel und zwei Zähne, davon einer von einem Wollhaarnashorn. Jede/r wäre gerne der Finder gewesen. Aber auch da gilt: Geduld und Achtsamkeit beim Suchen.
Rettet den Teich

Danach drängte sie das schöne Wetter runter an den See. Zunächst betätigten sie sich als Umweltschützer. Sie befreiten den Teich von Stöcken und Steinen. Dabei erzählte ich ihnen die Geschichte von unseren Hechten. Wir haben 2 große Hechte aus dem Teich geangelt und sie zurück in den See gebracht. In den See? Das weckte ihre Aufmerksamkeit.  Sie entdeckten tatsächlich große längliche Fische  am Rande des Sees. Ob das unsere geretteten Hechte waren? Egal, Hauptsache beobachten und genießen. Josua ist schon zufrieden, wenn er Frösche entdeckt und ist dies der Fall, dann sitzt er wie ein suche nach karpfenAngler  bewegungslos da und schaut einfach nur. Diese stille Gelassenheit übertrug sich auf die Anderen. Sie zogen ihre Schuhe aus und standen still im Wasser, in der Hoffnung, dass die Fische sich ihnen nähern.
Irgendwann versammelten sich alle an der Feuerstelle. Die einen, um ihre Hosen und Socken zu trocknen, die anderen, weil sie sich ihr GlutStockbrot rösten wollten.
Jamie hat zusammen mit Janina mit unserer neuen Pommespresse frische Pommes zubereitet. Jamie war dieses Mal das einzige Mädchen. Sie hat eine ausgleichende Wirkung auf die Jungs und ich bin froh, dass sie in Janina, meiner neuen BFDlerin und Unterstützerin eine Bezugsperson gefunden hatte. Janina fragte mich einmal: „Bitte du musst mal mit ihr reden, sie ist so still“. Ich sagte zu ihr: „Von ihr könnten wir uns alle eine Scheibe abschneiden. Sie ist voll bei sich und dem was sie tut“. Das ist Jamie.
Die Stimmung war insgesamt harmonisch. Besonders das Lagerleben, um das uns vielleicht einige beneiden könnten!
Ich konnte die Kinder in Ruhe beobachten und war glücklich zu sehen, wie sehr sie diese Zeit zusammen genossen.
Aus dieser Atmosphäre heraus entwickelte Lagerlebensich ein Gespräch, was mich eigentlich erst dazu veranlasste, darüber einen Blog zu schreiben.
Ich stellte der Gruppe ein Kind vor, welches ich bei den Ferienspielen im Sommer noch immer in Gedanken hatte. Ich beschrieb seine Eigenart und welche Auswirkungen sein Verhalten manchmal für andere Beteiligte auslöste. Ich wusste, um ihre Antworten. Volle Anteilnahme und Verständnis. Natürlich berichtete ich nicht ohne Absicht von diesem Jungen. Er steht auf meiner Liste ganz oben. Ich will, dass dieser Junge in dieser Gruppe seinen Platz finden kann.
Treffer! Einer sagte: „Das ist mir doch am Anfang auch so gegangen“. Andere nannten ähnlich erlebte oder ´miterlebte Situationen .  Bei der Abstimmung waren alle dafür, dass er zu uns kommen darf.
Lennart saß bei diesem Gespräch etwas erhöht auf einem Baumstamm. Er hat bereits Vorbildcharakter und fast so etwas wie kleine Fans, die zu ihm aufschauen.
Lennart erzählte, wie schwer es ihm am Anfang in der Schule erging. auf dem ThronEr fand keinen guten Zugang und bemühte sich sehr  darum wahr genommen zu werden. Er ist aber eher ein stiller Typ. Den Clown oder den „starken Max“ zu spielen, das entspricht nicht seinem Charakter.  Er resignierte, zog sich zurück und war oft traurig. Dann fand er den Weg zu uns  in die Gruppe.
Heute erzählte er stolz, wie er sich aus dieser Situation befreien konnte. Er hätte lange nachgedacht und dann gesagt: „Wer mich nicht will, der soll raus aus meinem Leben„.
Sie hätten ihn sehen sollen! Man glaubte ihm jedes Wort und auch bei den Anderen hinterließen diese Worte einen starken Eindruck.
Ich merke, dass ich mich immer mehr zurücknehmen kann, weil die Gruppe sich untereinander selbst hilft. Da fällt mir wieder Maria Montessori  (sie ist für mich ein Vorbild) ein die sagt: Hilf mir, es selbst zu tun.

Stark im Herzen

Endlich war es wieder soweit. Es war der letzte Freitag im Monat. Seit mehreren Jahren ist dies der Tag, an dem sich die Kinder der Gruppe: Kinder stärken treffen. Ob über Mundpropaganda oder über die Ankündigung im Programmheft – der Kurs war schnell gefüllt. Eine Warteliste besteht. Auf jeden Fall durfte ich einige „Bewerbungen“ SONY DSCvon Kindern und deren Eltern lesen, die sich für einen Platz in der Gruppe beworben haben. So sah zum Beispiel so eine Bewerbung aus:
„Unser Sohn ist 6 Jahre alt (wird im Juni 7) möchte sich gerne um einen Platz im Projekt ‚Kinder stärken‘ bewerben. Benjamin (so nenne ich ihn mal) interessiert sich sehr für Natur und Tiere. Er ist mit Hunden, Katzen und Hühnern aufgewachsen und beobachtet mit Begeisterung täglich, auf dem Schulweg ein Käuzchen im Baum. Er interessiert sich für den Eichelhäher im Garten oder die Rehe im Rückhaltebecken. Er kocht und backt gerne, hat sogar bereits einen Kochkurs besucht.Er interessiert sich weniger für Musik oder Sport. Wir haben ihm die Beschreibung ihres Projekts vorgelesen und er war sofort begeistert und hat uns gebeten teilnehmen zu dürfen.
Ihn und noch 16 andere Kinder traf ich gestern nachmittag bei herrliche
m Sonnenschein. Auch Wilfried freute sich auf den Termin. Wir zeigten den Kindern unser neues „Wildnisgelände“ und erklärten ihnen, was dort noch alles zu tun sei. Das war der Startschuß. So viel Arbeit macht natürlich auch hungrig. Das Feuer wurde von Wilfried und einem Teil der Kinder mit ganz einfachen Mitteln entfacht. Da mussten sie sich schon schwer anstrengen. Auch Pflaster musste ich verteilen, weil sie sich an den scharfen Pflanzenstängeln geschnitten hatten. Gestört hat das niemanden. Ein bisschen hielt ich die Luft an, als Wilfried unseren „alten Hasen“ Nico und Sebastian das Holzhacken beibrachte. Was waren die stolz und vorsichtig. Sonst gibt es zwischen ihnen immer wieder Rangeleien, dieses Mal herrschte Friede und Eintracht.
Während Wilfried mit einigen Pfannkuchenteig vorbereitete, gab es bei mir Mehl, Milch, Salz und Wasser. Eine kurze Anleitung und dann durften sich die Kinder selbst ihren Stockbrotteig herstellen. Da gehört schon ein bisschen Übung dazu, die richtige Mischung zu finden. Entweder der Teig war zu flüssig oder er ließ sich nicht zu einem Klumpen formen. Sie unterstützten sich gegenseitig.
Auch um die Stöcke mussten sie sich kümmern. Ich sagte zu Benjamin: Ge
h vorne an den See, da hat Marco noch ein paar abgeschnittene Weiden liegen, da kannst du dir einen Stock holen. Er schaute mich groß an: „Ich alleine an den See? Das geht nicht. Kommst du mit“? Ich ging mit ihm. Ich sagte zu ihm: „Sag mal, hast du ein Problem so nah am Wasser zu sein“? „Nee“, sagte er, „ich nicht, aber meine Mama“.
Er schnitzte sich anschließend wie all die anderen Kinder den Stock zurecht und Sie werden es nicht glauben, es war eine himmlische Ruhe am Feuer. Jeder hatte zu tun und jeder wurde gebraucht und jeder half dem anderen.
Es war für mich ein Experiment mit vielen Fragezeichen. Wie würde sich der Altersunterschied auswirken? Kinder zwischen 6 und 12 Jahren? Was passiert zwischen den „Neuen“ und den „Alten“?

Sie können es sich inzwischen schon denken. Alles ist gut. Für mich als Betreuerin wurde nur richtig deutlich, wie „stark“ inzwischen die „alten Hasen“ schon sind. Selbstbewusst und offen. Sie können gut ausdrücken, was sie sagen wollen und was ihnen wichtig ist.
Das Allerbeste aber kommt noch. In der letzten halben Stunde saßen wir zusammen zufrieden um das Feuer. Ich fragte in die Runde, ob es denn für alle ok sei, dass wir uns: „Kinder stärken“ nennen. Vielleicht fände man ja einen Namen, der besser passen würde. Da sagte einer: Vielleicht nennen wir uns Adler oder Tiger. Ein anderer sagte: nee lieber einen Fantasienamen. Huriliburli! Da wurde Ludwig (wie dieser sind auch die anderen Namen geändert) ein sonst eher ruhiger und zurückhaltender Junge etwas lauter. Er sagte: „Nein, wir bleiben bei dem Namen Kinder stärken“. Damit waren die anderen alle scheinbar zufrieden.
Ich gab einen weiteren Impuls in die Mitte.  Ich fragte sie, was für sie die Aussage: „Stark sein“ bedeutet. Vielleicht ist man stark,  wenn man starke Muskeln hat oder wennn man lautstark seine Stimme erheben kann oder wenn man starke Auftritte in der Klasse oder bei Freunden hinlegt?
Es herrschte erst einmal Stille. Ich fragte nach. Versteht ihr das unter Stark sein? Da meldete sich ein eher unscheinbarer Junge. Seine Worte  kamen ganz spontan über seine Lippen und seine Bewegung war ebenfalls eindeutig. Er sagte: „Nein, stark im Herzen“. Und hielt dabei seine Hand auf sein Herz.
Da stimmten ihm die anderen zu. Und so entwickelte sich unser ganz persönlicher Gruß, mit dem wir uns voneinander verabschiedeten. Hand auf´s Herz und de
r Spruch in die Gruppe: Stark im Herzen. Das war sehr emotional und ging sehr tief ins Herz, ich glaube bei allen. Ich hatte richtig Gänsehaut.
So und jetzt wollte ich die Bilder auswerten, die ich gestern gemacht habe. Ich werde mich auch gar nicht weiter aufregen, wer Blogleser ist, weiß was mir schon einmal passiert ist. Ich hatte vergessen, den Chip einzulegen. Und so war es gerade wieder. Tut mir leid, ich kann dieses Mal wieder keine Bilder sprechen lassen, ich rege mich auch gar nicht auf. So bleiben diese Bilder, in meinem Herzen. Ich vergesse die wunderschönen Situationen von gestern bestimmt nicht mehr. Sie hätten Kinder gesehen, wie sie mit der Schubkarre die Betonbrocken aus unserem Wildnisgarten geschleppt hätten, sie hätten Bilder gesehen, wie Anton mit verschmierten Gesicht, aber völlig selbstvergessen seine Finger abschleckte, nachdem er sich ein Stockbrot selbst zubereitet hatte. Sie hätten einen 12jährigen beim Holzhacken sehen können, wahrscheinlich auch seinen Stolz, den er dabei fühlte. Sie hätten…  Ach ja!

 

Popkorn an der Feuerstelle

Die Wintersonne liegt auf dem See. Ich werde direkt geblendet, aber es ist auch ein herrliches Lichtspiel und es zieht mich nach draußen. Doch da ist Herr Bergmann. Er sieht nach dem Rechten. Hoffentlich habe ich beim gestrigen Termin mit Kindern und Eltern der Gruppe: Kinder stärken auch wieder alles ordentlich zurückgelassen. Es war schon fast dunkel, als wir uns verabschiedeten.
SONY DSCwir  trafen uns am Nachmittag. Doris und ich genossen die warmen Sonnenstrahlen und waren gleichzeitig in froher Erwartung auf unsere Kinder. Doris hatte schon lange vorher den Ofen angeheizt und Spekulatiusteig und Stockbrotteig waren auch schon fertig. Quitten und Äpfel schenkte uns Beate Weis und so konnten wir noch ein Quittenapfel-Crumble vorbereiten.
Da kam auch schon Wilfried Reichenbach unser neuer Wildnislehrer um die Ecke. Er machte es gleich spannend. Er hätte etwas im Rucksack. Dann holte er eine leere Bierdose (hallo?) heraus und  ritzte mit dem Messer eine Öffnung in die Dosenwand. Gleich sammelten sich die Kinder um ihn herum. „Was wird das denn“?“ Das ist meine Popkornmaschine“, meinte er. „Nee, nicht wirklich oder“?, hörte ich die Kinder sagen. Das Feuer brannte schon und er stellte die Dose mit den Körnern in die Nähe des Feuers. Wenig später fing es an zu knallen und die ersten fertigen Maiskörner fielen in die Schüssel. Das allein hätte schon als Highlight für den Nachmittag gereicht.
SONY DSC Aber das war erst der Anfang. Es wurden Plätzchen ausgestochen und wenig später erfüllte der süße Duft die Umgebung. Naschen war ab sofort erlaubt. Wilfried zeigte den anderen, wie man mit einem Feuerbohrer Feuer macht und wir alle sahen, welche Kraft man dafür braucht. Dabei konnten sich die Kinder überlegen, wie anstrengend es früher gewesen sein könnte, eine warme Mahlzeit zu bekommen. Bei dieser Gelegenheit erfuhren die Kinder, was wir im nächsten Jahr mit ihnen vorhaben.  Er SONY DSCwill ihnen zeigen, wie die Indianer früher gelebt haben und welche Werte auch heute noch (auch für uns) eine Bedeutung haben könnten. Es geht um das einfache Leben, was man wirklich braucht und was eine Gemeinschaft stärkt.
Das könnte ihm bereits gestern gelungen sein. Auch die Eltern hörten aufmerksam zu und sagten, welche Freude sie daran haben, selbst ab und zu dabei sein zu dürfen. In der Schlußrunde befragten sich Kinder und Erwachsene gegenseitig: „Und was hat dir am Besten in diesem Jahr gefallen? Bei den Kindern war das Bogenschießen und das Feuermachen an der Feuerstelle der Renner. Die Eltern waren sich auch einig. Ein Vater sagte: Wenn ich am Ende eurer Veranstaltung zum Abholen kam, da freute ich mich immer, wenn ich euch so friedlich am Feuer sitzen sah. Ruhig, gelassen und zufrieden. Dann war ich auch immer glücklich. So ähnlich schien es den anderen Eltern auch gegangen zu sein, denn sie nickten alle mit den Köpfen.

Spürst du das Feuer in dir?

Wir trafen die letzten Absprachen. Gleich würden sie kommen, die Kinder
aus der Gruppe: Kinder stärken. Ich spüre, dass sich Annika und Jannine genau wie ich auf die Kinder freuen. Ob Eva ( Namen werden geändert) unser einziges Mädchen eine Freundin gefunden hat? Wir haben ihr erlaubt, eine Freundin mitzubringen, sozusagen als Verstärkung.
Fast pünktlich können wir beginnen. Nicolai sagt: „Ich hatte eigentlich keine Lust gehabt, wollte lieber Computer spielen, aber ich bin trotzdem gekommen“. „Freiwillig“?, wollen wir wissen. „Schon“, sagt er. Die anderen haben sich auf den Termin gefreut. Nur die „Neue“ schaut etwas unsicher. Dafür strahlt ihre Freundin Eva umso mehr. Spürst du das Feuer in dir? weiterlesen

„Ich bin so froh, dass es weitergeht!“

Es ist Freitagnachmittag. Für einen kurzen Augenblick denke ich, dass es schön wäre, wenn ich meinen Schreibtisch nun aufräumen und ins Wochenende gehen könnte. – Wie gesagt, ich dachte es nur für einen kurzen Moment, denn als ich das Büro verließ traf ich im Eingang auf eine Mama und ihren Sohn. Sie hatte ihn im Arm, es sah so aus, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen und ich hörte gerade noch, wie sie sagte:“ Ich hole dich früher, ich komme schon um halb vier“.
Ich kam mir vor wie zu Kindergartenzeiten, als wir mit sanftem Druck Mütter und Kinder von einander im Abschiedsschmerz trennen mussten. Nur, dieser Junge war mit Sicherheit schon älter als 10 Jahre. Ich meldete mich zu Wort und sagte: „Ich mache dir auch einen Vorschlag. Du kannst jederzeit anrufen, wenn du nach Hause möchtest, nicht erst um halb vier. Aber vielleicht musst du ja gar nicht anrufen, weil es dir gefällt“. Darauf ließ er sich sofort ein und die Mutter konnte getrost gehen. Ich hatte ihn im Auge und sah, wie er ein Foto von mir mit seinem Handy machte. Was er sich da wohl dabei dachte? Noah (Name geändert) war neu. Er stand etwas abseits und beobachtete, wie sich die anderen aus der Gruppe: Kinder stärken fröhlich begrüßten. „Ich bin so froh, dass es weitergeht!“ weiterlesen