Vielfalt braucht Vorbilder!

Was hatte ich vor diesem Tag Respekt. Es gab so viele Unwägbarkeiten. Das Wetter, weitere Veranstaltungen in der Region, bleiben alle gesund….?
Als es Abend wurde, wir alles in Ordnung gebracht und noch einen so schönen Blick auf den See hatten, war ich mir sicher: Alles war gut!

Hier sieht man die lange Tafel mit den Mitwirkenden am Ende des Tages – es sind noch nicht einmal alle dabei. In geselliger Runde saßen wir zusammen und knüpften dabei auch weiter am Netzwerk der Biodiv-Heroes. Die Biodiv-Heroes werde ich in einem extra Blog vorstellen und würdigen. Heute gab es auch Grund zum Feiern, denn die Homepage wurde freigeschaltet (www.biodiv.-heroes.com).

Doch zurück zum Anfang. Natürlich gab es viel vorzubereiten und zu organisieren, aber das war ja auch vorherzusehen. Und ich konnte auf meine ehrenamtlichen Helferinnen bauen. Ein super Team, die zwei, die sich zusammen mit Mechtild um das leibliche Wohl kümmerten.

Das Thema „Vielfalt braucht Vorbilder“ war mehr als nur ein Motto. Es war und ist ein Auftrag. Wir müssen Bewusstsein schaffen für das sensible Ökogeflecht und wie verletzlich wir damit umgehen. Inzwischen bin ich mir zu hundert Prozent sicher, dass wir alle Vorbilder sein müssen. Jede*r für jeden und alle für unsere Schöpfung, für unseren Planeten. Es ist nicht nur so, dass die Naturschützer ein gutes Vorbild sein müssen,  nein, Eltern, Kinder, Politiker, Lehrer*innen, junge Menschen, alte Menschen… ALLE!

Unsere Info- und Mitmachstände sollten dies repräsentieren. Die Liste der Zusagen war lang und kompetent. Bereits da war ich überwältigt.
Eigentlich braucht es nicht mehr viele Worte, Bilder sprechen für sich und die Stimmung, die ich spüren konnte und die mir von den Mitwirkenden bestätigt wurde.

Schon Tage vorher machte ein Kunstwerk der besonderen Art auf sich aufmerksam. Dieser Würfel beinhaltet den Unrat einer halbjährigen Müllsammlung innerhalb eines Kilometers an der Weschnitz. Hat man da noch Worte?
Man kann da noch eins drauf setzen, dachten sich die Verantwortlichen des Gewässerverbands und schufen ein weiteres Kunstwerk der besonderen Artenvielfalt. Es gab auch noch das gelbe Schalentier oder das Maultäschel oder den gemeinen Beutler. Sie können raten, was sich dahinter verbirgt.

Um an wirklich allen Ständen vorbei zu kommen, führten wir die Menschen rund ums Haus. Meine Mitfavoriten an diesem Tag waren die Schafe und Ziegen von Simone Häfele. Den Tieren machte die Hitze nichts aus und sie waren gleichzeitig auch noch als Wiesenmäher im Einsatz.

Der Bereich um den Garten herum war gut in das Geschehen integriert. Stephan, unser Experte in Sachen Permakultur und Meister seines Fachs im „Mähen ohne Gestank“, hatte sich direkt mit seinem Zelt vor dem Garten platziert. Er hatte jede Menge Fragen zu beantworten, vor allem Kinder waren an diesem Tag mit ihrem Quiz bei ihm vorstellig. Natürlich waren sie neugierig, wie man eine Wiese ökologisch mähen kann. Die Antwort auf die Frage gab er ihnen nicht gleich. Er ließ sie selbst dahinter kommen. Die Schafe waren es ausnahmeweise nicht.

Gut zu ihm passte Birgit Rinke, die den Verein „Gemeinsam Wirtschaften“ vertrat. Ihr Anliegen: Wie kann man im Garten auf chemische Keulen verzichten.

 

 

Gut besucht war auch der Stand von Maria Romero und Ihrer Kollegin der Stadt Bensheim. Kinder konnten dort aus Tontöpfen einen Unterschlupf für Ohrwürmer herstellen. Ihre Leibspeise sind Blattläuse. Bitteschön! Wir danken den Fluginsekten für die Unterstützung, macht es euch in unserem Garten gemütlich. Ja, die Ohrenkneifer können tatsächlich fliegen. Sie tun es nur selten.

Schmetterlinge sind ein Steckenpferd von Steffi. Sie bietet auch im Abrufprogramm Kurse rund um diese wunderbaren Geschöpfe an. An ihrem Stand konnte man sich nicht nur informieren, sie hatteauch genügend spannende Materialien mitgebracht, damit man die Gaukler der Lüfte noch besser  kennenlernen kann. Stephanie ist seit vielen Jahren freie Mitarbeiterin bei uns und wir wissen ihre Kenntnisse über Flora und Fauna  sehr zu schätzen.

 

Ähnlich langjährig ist unsere Freundschaft zu Eva. Sie liebt Kräuter und deren Verwendung, deshalb ist sie auch als Kräuterspezialistin im Programm mit dabei. An diesem Tag wollte sie auf Kräuter aufmerksam machen, die gerade Saison haben. Ihre Quizfrage lautete deshalb auch: Welches Kraut macht müde Füßen beim Laufen munter? Hätten Sie es gewusst? (Breitwegerich wäre richtig gewesen).

Gespannt war ich auf den Stand des BUND. Ihre Quizfrage machte neugierig. Was würden Hühner anstatt eines Eies zum Backen empfehlen (Leinmehl)? Ihr Schwerpunkt ist Ernährung, und dabei haben sie sich an diesem Tag eine vegetarische Kostempfehlung auf die Infotafeln geschrieben. Mit diesem Thema werde ich mich auch in Zukunft aus eigenem Interesse noch mehr beschäftigen. Mein Fleischverzehr reduziert sich immer mehr, aber auf Käse und andere Milchprodukte möchte ich (vielleicht noch) nicht verzichten.

Auf diesem Bereich des Außengeländes hat sich aber noch eine andere Gruppe stark gemacht. Ihr großes Interesse gilt den GROSSEN Pflanzenfressern, die vor ein paar Tagen ganz in der Nähe ihr Domizil bezogen haben. Heike ist eine begeisterte Unterstützerin für diese Aufgabe und ich könnte ihr stundenlang zuhören, wenn sie von ihrer Arbeit mit den Wasserbüffeln erzählt. Sie ist natürlich besonders von Wilma, dem jüngsten Mitglied der Büffelfamilie begeistert.

Nicht vergessen in dieser Ecke darf ich Jana. Sie ist, wie man  sieht, einfach quirlig und immer gut drauf. An ihrem Stand erfuhren die Quizteilnehmer, welche ihrer vielen Tomaten Janas Lieblingssorte ist. An diesem Beispiel kann man sehen, wie sehr man Vorbild sein kann. San Marzano heißt die Tomate, die Jana am besten schmeckt. Sie hätte an diesem Nachmittag nur diese Sorte im Angebot haben sollen. Alle wollten wissen, wie diese Sorte schmeckt. Schnell waren die Pflänzchen weg.

Vorne am See waren zwei interessante Stände aufgebaut. Die Naturschutztaucher des NABU waren zum dritten Mal im Einsatz und klärten mich darüber auf, wie die Wasserpflanze des Jahres heißt. Es ist die Armleuchteralge. Hätte ich nicht gewusst, jetzt weiß ich auch noch, wie sie aussieht. Sie hatten nur Positives zu berichten, der See hat inzwischen eine gute Wasserqualität und das Wasser ist viel klarer geworden, sonst käme diese Armleuchteralge nicht vor.

Natürlich zog es auch viele Kinder und Erwachsenen zum NABU Kreis Bergstraße. Walter Schuck war mit seiner Familie mit einem Amphibienstand vor Ort und es gab jede Menge zu entdecken.
Auch die Frösche im Teich gaben hin und wieder zur Freude aller ein Froschkonzert.
Sie können sehen – es hat sich gelohnt für die, die an diesem Tag den Weg zu uns gefunden haben.

Langsam schließt sich der Kreis. Aber im Schatten des Hauses und der inzwischen stattlichen Bäume im Innenhof gab es noch mehr zu entdecken.  Der Zweckverband Abfallwirtschaft des Kreises, kurz ZAKB,  sieht eine große Notwendigkeit darin, den Menschen zu erklären, was in die Biotonne gehört und was nicht. Da können wir ihnen nur beipflichten. Ihr Credo: Plastik hat nichts in der Biotonne zu suchen.

Und nebendran der Stand des BUND aus Darmstadt. Brigitte Martin ist in der Region keine Unbekannte. Sie erreicht viele Anfragen von meist aufgeregten Menschen, die ein Problem mit Wespen oder Hornissen haben. Brigitte hat genau für diese Insekten ein großes Herz und sie hilft den Betroffenen bei der Umsiedelung. An diesem Tag warb sie um Sympathie und Verständnis für die Hautflügler und gab Tipps für einen sicheren Umgang mit ihnen.

 

Zurückgezogen, aber in der Nähe ihrer „Lieblinge“, den Wildbienen hat Beate ihren Stand aufgebaut. Sie möchte die Faszination an den vielen Arten der Wildbienen weitergeben, besonders an der Mauerbiene, die im zeitigen Frühjahr zu Hunderten unser Wildbienenhotel umschwirrt. In den letzten Jahren hat sie ihnen zusammen mit anderen Mitstreiter*innen eine Wohnung gebaut. Hotel kann man es eigentlich gar nicht nennen, denn die Bienen wohnen ja dauerhaft an diesem Ort. Nachdem wir erkannt haben, dass man, wie Spezialisten sagen, 18 gravierende Fehler beim Bau eines Insektenhotels machen kann, und wir mindestens mit 10 Fehlern dabei waren, bauten wir artgerecht mit Bambus und Holunderstöcken die neue Wohnanlage.

Zurück in den Schatten an der Hauswand. Diese Plätze waren nicht nur bei den Gästen sehr beliebt. Der NABU Bensheim Zwingenberg hatte viel Interessantes zu einem großen Thema zu bieten – den Gebäudebrütern. Nachdem man in Bensheim schon nach Orten gesucht hat, an denen sich Gebäudebrüter niederlassen, ist man  nun bemüht, weitere Menschen dafür zu gewinnen, dass sie Vögel und Fledermäuse als Mitbewohner unter ihrem Dach nicht nur dulden, sondern sogar fördern.

Während sich die einen um den Artenschutz der Tiere kümmern, setzt sich die BVNH für Pflanzen ein. Annette Modl hat den Schatten dringend gebraucht, damit ihre Pflanzen, die sie auch als Bestandteil ihres Rätsels mitgebracht hat, den Tag überstehen. Sie war stark umringt von Menschen, die ihre Kenntnisse über Wildpflanzen vertiefen wollen, wie auch das Bild zeigt.

Nicht minder groß war das Interesse am Tisch von Sabine Dräger, einem Käsecoach. Ich war so gespannt, was bei ihr vor sich geht und ich bekam kaum eine Gelegenheit, mich auch einmal genauer bei ihr und ihrem Sohn Espen, der sie unterstützte, umzuschauen. Aber sehen Sie selbst. Die Kinder haben es genossen und die Mütter wollten anschließend den selbst hergestellten Käse gar nicht mehr hergeben. Das gab bestimmt ein feines Abendessen.

Ja, und wo war Sarah, meine Praktikantin, die soviel zum Gelingen des Festes durch ihre kreativen Ideen beigetragen hatte? Sie war verantwortlich für die Erstellung des Quiz und hat selbst einen Stand vorbereitet, bei dem Kinder Sonnenblumensamen einpflanzen konnten.

Während ich immer wieder einmal zu einem Rundgang auf dem Gelände startete, um die vielen Vorbilder bei ihrer Arbeit zu fotografieren, blieb ich auch immer wieder bei den Spezialisten vor dem Eingang hängen.

Frank Menger, ein großer Kenner der Eiszeit und ihrer Tierwelt, hat uns auch beim letzten Eiszeitfest schon Einblicke in seine Sammlung gegeben. Dieses Mal sprach er von richtigen Eyecatchern, die er mitgebracht hatte und so war auch an seinem Stand immer etwas los. Er versteht es, die Menschen mitzunehmen in die Vergangenheit, in die Zeit vor unserer Zeit und er gab seinen Zuhörer*innen so manche neue Erkenntnis mit auf den Weg.

Gleich daneben konnte ich unseren langjährigen Pilzexperten Harald Lutz begrüßen. Seine ganze Familie war mitgekommen und mit der Frage: „Was ist das größte Lebewesen der Erde?“ konnte man sich schon denken, dass das nicht ein Tier der Big Five sein wird, sondern eben ein Pilz. Ja, das größte Lebewesen der Erde ist tatsächlich ein Pilz mit dem Namen Hallimasch. Hätten Sie es gewusst?

Franz Schreier, besser bekannt als Pionier in Sachen nachhaltiger Ideen zur Energieverwendung, warb an diesem Tag, zusammen mit seiner Partnerin,  für ein Projekt, das er „Kindergärtnerei“ nannte. Die Rede ist von einem großen Gewächshaus, in dem Schulklassen und Kindergruppen regelmäßig zum Gärtnern kommen können. Ein „Kindergarten“ im wahrsten Sinne des Wortes.

Dass man bei diesem Programm und bei dieser Hitze auch Durst und Hunger bekommt, versteht sich von selbst. Deshalb war es mir auch eine besondere Freude, dass sich Herr Stadler mit seinen Quittenerzeugnissen auf den Weg von Weinheim nach Bensheim machte. Ich liebe Quitten und die vielen Möglichkeiten ihrer Verwertung. An diesem Tag habe ich die Quittenschorle kennen und lieben gelernt. Seit diesem Tag gibt es sie auch bei uns im Verkauf. Er ist natürlich Profi und versteht sein Handwerk.

Das kann Leonie auch von sich behaupten. Sie hat aus Kräutern und Holunderblüten super lecker schmeckende Limonaden hergestellt. Die Kräuter und Blüten waren frisch gepflückt, und mit Apfelsaft gemischt ergab es eine erfrischende Kräuterlimonade. Nach dem Rezept gefragt, antwortete sie: „Das mache ich so, wie es die Natur mir gerade anbietet“. Köstlich.

Und da war noch jemand. Wilfried liebt die Wildnis und hat sich schon früh am Morgen sein Plätzchen in „Willi die Wildnis“ gesichert. Er ist der Mann, der sich für alles interessiert, was mit der Steinzeit zu tun hat. Er kann Feuer machen wie die Steinzeitmenschen, er töpfert und verkraftet auch, wenn die Keramik nach dem Grubenbrand Schaden genommen hat, er baut mit den Kindern Pfeil und Bogen und versucht alles so zu machen, wie ein Mensch vor 5000 Jahren seinen Alltag gestaltete. Ich bin ein Fan von seiner experimentellen Archäologie.
Doch die Menschen fanden zunächst nicht den Weg zu ihm. Da schaffte er Abhilfe mit diesem Hinweisschild und später sagte er zu mir: „Danach konnte ich mir nicht einmal mehr meinen Kaffee holen“.

Wir hätten es auch nicht gehört, wenn er laut nach einen Kaffee gerufen hätte, weil wir seit langem mal wieder echte Musik auf dem Gelände präsentiert bekamen. Live Musik aus dem Odenwald von der Gruppe YOI. Selbst eine Vorband gab es unter freiem Himmel. Vielen Dank an die Musiker um Ulf Hilzenbecher, der uns mit diesem Ohrenschmaus den Tag noch lebendiger gestaltete.

So und jetzt fehlt noch einer. Ein Meister, der Herr Mester,  der mit seinen Karikaturen ausdrückt, was man sonst mit vielen Worten beschreiben müsste Ich habe Gerhard Mester im November bei der Ausstellung „Lebendiger Boden“ kennengelernt. Was für ein Glück.
Am Sonntag hat er sich über die Schulter blicken lassen, und ich konnte beobachten, wie das Bild vor meinen Augen entstanden ist. Das Ergebnis stellte er mir zwei Tage später zur Verfügung. Ich darf diese Zeichnung heute als Schlusspunkt unter meinen Blog setzen.

 

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