Kluges aus Kindermund

In dieser Woche trafen sich die Kinder der BUND Kindergruppe das erste Mal im neuen Jahr im Naturschutzzentrum mit ihren BetreuerInnen Annika und Christine. Sie freuten sich beide auf die Kinder und wie ich sehen konnte, auch die Kinder auf eine Begegnung mit ihnen. Gemeinsam besuchten sie ihren Baum, eine Weide, hinter dem Haus. Sie hatten diesen Baum ein ganzes Jahr lang über betreut und beobachtet. Ich durfte heute Gast in dieser Gruppe sein und so konnte ich mithören, wie liebevoll die Kinder den Baum begrüßten und was sie ihm so zu sagen hatten. Ein Kind sagte: „ich wünsche dir, dass dich ganz viele Schmetterlinge und Insekten besuchen“. Ein anderes Kind sagte: „ich wünsche dir, dass du gesund bleibst“. Diesem Wunsch schlossen sich auch noch viele andere Kinder an. Ich beobachtete sie, wie sie die kleinen Kätzchen streichelten und versunken da standen oder den Baum umarmten. Das war ein sehr schöner Augenblick für mich.

Im Anschluss trafen sie sich wieder im Werkraum. Auch da konnte ich mich nur kaum von der Gruppe lösen, es war so schön zu sehen, mit welcher Anspannung und Vorfreude sie darauf warteten, die Schätze aus der Schatzkiste bergen zu können. In der Schatzkiste befanden sich Hinweise zum heutigen Themenschwerpunkt. Ein schönes Ritual, welches die beiden Betreuerinnen sich da ausgedacht hatten. Tanja durfte die Schatzkiste öffnen. Schauen Sie sich ihren Blick an! Während ich vorher noch den Eindruck hatte, dass manche Kinder eine „pädagogische Herausforderung“ sein könnten, war ich dann doch mächtig erstaunt, wie gerade diese Kinder mit großer Begeisterung sich kreativ beteiligten und ganz bei der Sache waren.

Die Idee sich selbst eine Schatzkiste zu gestalten und dann während des Jahres kleine Schätze aus der Natur darin aufzubewahren, nahmen alle Kinder freudig an. Es wurden Naturmaterialien und andere Glitzersteine ausgewählt und sorgsam aufgeklebt.

Am Ende kamen einige Kinder zu mir ins Büro und zeigten mir voller Stolz ihre Schatzkiste.

Dabei ergab sich mit einem Mädchen ein beeindruckendes Gespräch, welches ich ihnen nicht vorenthalten möchte. Tanja eine kluge Schulanfängerin und, ähnlich wie ihre Mutter sehr naturwissenschaftlich interessiert, erzählt mir von ihrem Hasen. Er sei so schlau, zum Beispiel könne er runterhängendes Klopapier abwickeln, um damit zu spielen oder sich ein Nest zu bauen. Sie könne mit ihm Wettrennen machen und andere Späße, aber eines kann man mit ihm nicht machen – er lässt sich nicht hochnehmen. Ich sagte zu ihr: „Na, das ist doch gut zu wissen und du wirst das sicher akzeptieren“. Sie nickt! Ich frage sie weiter: „Gibt es vielleicht auch etwas, was man bei dir akzeptieren muss“? Da kam von ihr wie aus der Pistole geschossen: „Ja, ich will keinen Zeitdruck“! „Ach“, sagte ich erstaunt, „und warum“? „Weil mir das Stress macht“. Die Mutter stand im Hintergrund und war nicht weniger erstaunt. „Ja, meine Mama sagt immer: jetzt beeil dich, wir müssen noch schnell dahin…“ Dabei verdreht sie leicht die Augen. „Und das gefällt dir nicht?“ frage ich nach. „Nein, weil wir dann doch immer noch rechtzeitig ankommen.“ „Ihr kommt immer rechtzeitig?“ vergewissere ich mich. „Naja“, sagt sie,“ immer dann, wenn es mir wichtig ist.“ Da nickt die Mutter.
Können sie sich vorstellen, wie mich das freut, wenn ein Kind eine so klare Ansage macht. Jetzt können Mutter und Tochter vielleicht noch ein bisschen daran feilen, wo man in Zukunft zu und ab geben könnte und auch die Mutter könnte ihrer Tochter sagen, dass sie gerne rechtzeitig und pünktlich zu ihren Terminen kommen möchte. Ich bin mir sicher, die beiden finden einen Kompromiss.
Beim Hinausgehen sagte die Mutter dann noch: Eine Begegnung im Naturschutzzentrum ist immer ein Erlebnis, auch für mich!

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