Wieder geht mein Blick aus dem Fenster. Eine Amsel macht sich gerade mit akrobatischen Verrenkungen an einem Futterrahmen zu schaffen. Ich werfe jetzt als „Nichtwissenschaftlerin“ einen Blick auf diese „armen Tiere“.
Es liegt eine dichte Schneedecke und ich frage mich, wo all die Tiere sind, die weder Winterschlaf noch Winterruhe halten und auch nicht als Zugvögel unterwegs sind. Ich habe Gerhard Eppler (Experte für solche Fragen – er ist Naturschützer aus Überzeugung und Natürschützer mit Herz) vor ein paar Minuten angerufen und gefragt, was wir machen können oder sollen, denn  auch unser geliebter Apfelbaum im Eingangsbereich wurde von Rehen oder Kaninchen auf eine Höhe von 70 cm rundum abgenagt. Die haben Hunger, das sieht man!

Aber ich liebe auch unseren Apfelbaum. Seine Antwort war ganz und gar pragmatisch. „Macht einen Schutz um diesen Baum, so können wir ihn vielleicht retten“. Ich fragte ihn außerdem, was wir sonst noch tun könnten, z.B. für unsere Gänse (ich glaube, die werden auch immer weniger) den Wasservögeln oder dem Eisvogel. Und wie steht es um den Wanderfalken?
Da war seine Antwort noch sachlicher. „Da werden einige Tiere auf der Strecke bleiben, eine natürliche Auslese sozusagen. Aber das ist in der Natur so vorgesehen und ist ganz normal“. Und für den Wanderfalken wäre das überhaupt kein Problem. Der findet Nahrung! – Ob sich der Fasan, der sich gerade auf dem gegenüberliegenden eingeschneiten Sandhügel für ein paar Augenblicke zeigt, als Beute eignet? Wieder etwas, was ich nachfragen müsste. „Herr Eppler, steht ein Vogel dieser Größe auf dem Speisezettel eines Falken“?
Eine Bitte an alle Naturschützer, die das natürlich selbstverständlich wissen, habt Verständnis für meine Unkenntnis. Ich gehöre zwar zu den Menschen, die das nicht wissen, aber meine Talente werden in anderen Bereichen sichtbar und  so wage ich es, dazu zu stehen und frage einfach nach.

Nachtrag: Nach einem  weiteren Telefongespräch mit einem anderen Naturschützer und Vogelkenner (vor allem an der Erlache) bekam ich eine kleine Lektion dazu, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Grund seines Anrufes war die Information, dass der Kormoran, der am Samstag verletzt in Bensheim gesehen wurde, von ihm eingefangen und an der Erlache wieder ausgesetzt wurde. Viele Autofahrer haben ihn am Zaun entlang laufen sehen, wussten aber nicht damit umzugehen. Er sagt, der Flügel wäre verletzt. Seine Chance an der Erlache zu überleben, wäre gut. Vielleicht liest der Anrufer, der uns in dieser Angelegenheit um Rat bat, diese Information und freut sich, dass er einem Kormoran das Leben  (hoffentlich) gerettet hat.
Stefan Schäfer erzählte mir im Anschluss, dass er am Samstag über 150 Gänse  an der Erlache gezählt hätte. Außer 9 Tieren waren es wohl alles Kanadagänse gewesen. Es sei erstaunlich, dass sie immer noch in dieser Zahl hier an der Erlache zu finden wären. Die Nahrungsgrundlage sei ja nicht rosig. Wenn es  aber so weiter ginge, würden sie  unter anderem auch in Richtung Rheinaue weiterziehen.
Den Eisvögeln ginge es dagegen sehr schlecht. „Es hätte sie glatt erwischt!“ Auch der letzte Winter wäre schon nicht gut für die Population gewesen. Viele Höhlen wären verwaist gewesen.

„Und macht der Wanderfalke Jagd auf Fasane“? Nein, erfahre ich, der Wanderwalke jagt nur fliegende Vögel. Aber der Fasan sollte sich vor dem Habicht vorsehen. Er hätte einen im Uferbereich  der Erlache gesehen. Da liege er auf der Lauer und warte nur auf so einen Leckerbissen. (Ich würde ihn gerne warnen!)
Jetzt rücke ich noch mit einer letzten Frage heraus. Ich merke, ich habe es mit einem Lehrer zu tun, der gerne neugierige Fragen beantwortet.
Kann es sein, frage ich ihn, dass ich  heute auch einen Grünspecht im Flug gesehen habe? Da wird er ganz lebendig und erzählt mir hochinteressante Dinge über den Grünspecht. Für den Grünspecht bestehen gute Chancen zu überleben. Man könnte ihn sehen, wie er sich richtig im Schnee zu Schaffen macht, er ist in der Lage Ameisennester auszumachen und dann hakt er den Haufen auf, und holt mit seiner klebrigen Zunge die Leckerbissen aus den Gängen. Ich frage ihn, woher der Grünspecht die Ameisennester erkennen könnte. Da lacht er und sagt: „Ja, das ist sein Geheimnis“.

Zum Abschluss sagt er mir, dass die Natur mit dieser winterlichen Situation  im Großen und Ganzen zurecht käme. Auch eine Population erhole sich wieder. Artensterben aus natürlichen Gründen gäbe es nicht. Das wäre vom Mensch gemacht.
Jetzt noch eine kleine Bitte. Sollte ich dennoch bei meinen Informationen etwas nicht ganz richtig verstanden und damit wieder gegeben haben, dann bitte ich um Nachsicht. Ich lasse mich auch gerne korrigieren und bin weiterhin sehr wißbegierig.

2 Gedanken zu „“

  1. Liebe Naturschützer, mit Interesse habe ich Eure Seiten gelesen. Ihr seid sehr
    vielseitig und aufmerksam in der Natur unterwegs.
    Ich bin gerne wandernd und fahrradfahrend unterwegs, liebe die Natur über alles
    und bin momentan entbrannt für die kleinen Waldbewohner, die Pilze. Gibt es
    bei Euch vielleicht eine Gruppe, die dieses schöne Hobby betreibt.?
    Ich würde mich über eine Antwort freuen.
    Den ganzen Winter über habe ich meine Nase in die Bücher gesteckt, müßte aber
    alles in natura nachholen. Außerdem absolvierte ich im September ein
    Pilzseminar, doch bei der anschließenden Suche war wegen Trockenheit nichts
    zu finden, aber auch nicht einen Pilz.
    Mit besten Grüßen aus Da.-Eberstadt
    Gisela Schönfelder
    alles wahrscheinlich in natura nachholen.

  2. Liebe Frau Schönfelder, ich freue mich über Ihren Eintrag. Wir haben jährlich eine Pilzexkursion im Herbst. Auch in diesem Jahr. Harald Lutz, ein excellenter Pilzkenner und guter „Rüberbringer“ für den Laien, macht am 21. September von 10-13 Uhr wieder eine Pilzexkursion. Bei dieser Gelegenheit lassen sich sicherlich gute Kontakte untereinander knüpfen. Im Mai ist die Zeit der Morcheln. Schreiben Sie uns doch einmal an die emailadresse des NZB eine mail und hinterlassen Ihre Telefonnummer. Ich selbst gehe gerne mit Herrn Eppler, ebenfalls Pilzkenner, häufiger in den Wald, um nach den Pilzen zu sehen, da können wir ja mal bei Ihnen anklingeln. Viel Spaß in der Natur. Veronika LIndmayer

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