Welch ein trauriges Jubiläum

In all den Jahren, in denen ich jetzt Blog schreibe, habe ich immer mit großer Freude geschrieben, auch wenn es manchmal anstrengend war. Jetzt werde ich einen Eintrag schreiben, bei dem es mir schwer fällt, das zu schreiben, was ist.
Wer ein aufmerksamer Leser oder Besucher des Naturschutzzentrums ist, oder einfach nur die Titelseite des Programmes gelesen hat, der weiß, dass wir im Juni 2004 unser Zentrum eröffnet haben.
Wir haben also ein Jubiläum. Zu diesem Jubiläum wollten wir einladen, und zwar diejenigen, die es möglich gemacht haben, dass wir so ein Fest überhaupt feiern können. Das sind die Verantwortlichen, die Gesellschafter, die Politiker und viele weitere Weggefährten.
Wir wollten bei einer Feierstunde genau dafür danken. Ich habe den schönsten Arbeitsplatz aller Zeiten. Die Geschäftsführer Herr Seidler und Herr Androsch übernahmen die Einladung und wir im Team hatten alles dafür getan, dass für diese  Stunde ein würdiger Rahmen dazu geschaffen wurde.
Selbst einen Festredner hatten wir uns dafür ausgesucht. Es sollte kein geringerer als Gerhard Trommer sein, der über „Naturbildung im Zeitalter der Superzivilisation“ neue Impulse geben sollte.
Alles schien gut vorbereitet. Auch die SchülerInnen der Märkerwaldschule hatten sich ein kleines Liedprogramm ausgedacht. Ebenfalls als Wertschätzung für uns gedacht, weil uns inzwischen eine Menge verbindet.
Ich selbst bin an solchen Tagen normalerweise sehr aufgeregt, aber dieses Mal sagte ich noch: „Ich bin ganz ruhig. Komme, was kommen mag“. Es war so, dass ich dachte, wir haben versucht, unser Bestes zu geben. Jeder Mitarbeiter war an seinem Platz und ich wusste, dass ich mich auf mein Team verlassen konnte.
Dann passierte es. Wir gingen zu unseren Plätzen, die Kinder waren schon in Warteposition. Ich sah, wie einige Menschen bereits zu diesem Zeitpunkt mit dem Programmheft sich Luft zufächelten. Ich fragte Gerhard, ob man die Fenster oben aufmachen dürfe. Er sagte: „Ja, ist alles ok“. Dazu muss man sagen, dass wir provisorisch einige Fenster mit Holzbrettern abdunkelten, damit die Sonne draußen blieb und man besser auf der Leinwand sehen konnte, was abgebildet war.
Leider haben wir nicht daran gedacht, dass wir damit für Durchzug sorgen. Der Wind verfing sich in den Brettern und wirbelte einige davon auf den Boden. Es war wie ein Albtraum.  Ich wurde getroffen.  Ich kenne Gerhard, ich wusste, dass er sich jetzt in diesem Moment große Vorwürfe machen würde. Er hat uns nämlich geholfen und die Bretter angestellt.  Er war  erschüttert und rang nach Fassung. Bis der Kopf wieder funktionierte, gab es eine zweite Ladung von oben. Dieses Mal waren  auch die Kinder davon betroffen.
Von Gerhard erfuhr ich später, dass er wie ich, am liebsten im Erdboden verschwunden wäre, vor Entsetzen. Wir merkten, dass wir darauf nicht vorbereitet waren, dass wir nicht eine Sekunde darüber nachdachten, was passieren könnte.
Es war eine fahrlässige Handlung. Das wurde später auch richtig so in der Zeitung wiedergegeben. Aber wer uns beide kennt, der weiß, dass wir nur das Beste wollten. Wir übernehmen dafür die Verantwortung. Es tut uns unendlich leid.
Noch am selben Tag bekam ich eine Nachricht von der Schulleitung. Alles sei in Ordnung. Nicht einmal ein blauer Flecken. Nur ein kleiner Schrecken. Das war auf der einen Seite sehr tröstlich, aber ist trotzdem nicht rückgängig zu machen. Ich bin sehr, sehr traurig darüber.

 

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