Mit Abstand

Das Naturschutzzentrum – mit Abstand – aus der Ferne genießen, das ist meine derzeitige Passion. Schon  vier Tage reichen, um die letzten Wochen nicht mehr nur unter den Aspekten: „Wie wird das Wetter?“ „Welche Veranstaltung braucht welche Aufmerksamkeit?“ und „Wie müssen wir uns vorbereiten?“ gesehen werden.
Natürlich ist allen Mitarbeiterinnen hinreichend bekannt, dass in den Monaten Mai und Juni bei uns absolute Hochsaison ist, aber das es in diesem Jahr so hoch hergeht, das hat wohl niemand geahnt. Da war neben den täglichen Besuchen von Schulklassen und Kitaeinrichtungen, auch an den Wochenenden so einiges los. Ich erinnere mich an ein besonders anstrengendes Wochenende.
Das war zum Beispiel der Betriebsausflug einer großen Behörde.  Die ganze Belegschaft kam entweder zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Bus hierher. Das zur Vorsorge aufgestellte Zelt wurde kaum genutzt, dafür aber die vielen unterschiedlichen Plätze auf dem Gelände. Und es wurde  auch Gitarre gespielt, gesungen, gelacht und viele, viele Würstchen gegrillt.
Am nächsten Morgen in der Früh wurde schnell alles wieder für die nächste Veranstaltung, in diesem Fall für eine Hochzeit vorbereitet. Jetzt dominierte die Farbe Weiß und aus der rustikalen Atmosphäre entwickelte sich eher eine romantische.
Vor dem Eintreffen der Gäste gab es noch einen heftigen Gewitterschauer und danach konnte man auch wieder draußen feiern.
Leider entschied sich der Wettergott am Sonntag aber dafür, dass das „Frühstück am See“ bei Regen stattfinden musste. Das wäre einfach zu viel Glück gewesen. Manche Gäste trotzten aber dem Regen und ließen sich mit ihren Tischen oben an der überdachten Feuerstelle nieder. Alles war gut.
Es gab  dennoch mehrere Situationen bei denen ich dachte: “ Warum bist du nicht eine ganz normale Angestellte? Hättest eine fünf-Tage-Woche, geregelte Freizeit und würdest machen, was dein Chef zu dir sagt. Das wäre doch was.  Ich fühlte, wie mich die Verantwortung persönlich am Kragen packte. Ich fühlte auch, dass es mir langsam zuviel wurde.
In solchen Augenblicken ist es wichtig zu wissen, dass die Chefs (in meinem Fall die beiden Geschäftsführer und „der Eppler“) voll und ganz hinter mir stehen. Und  wenn alle Mitarbeiterinnen an einem Strang ziehen und wenn jeder weiß, wo sein Platz ist, dann ist das auch zu schaffen. Das haben wir bereits mehrmals bewiesen. Es ist auch ein gutes Gefühl, wenn sich die Gäste  nach einem schönen Abend tausend Mal bedanken.
Man darf gar nicht daran denken, dass auch mal jemand ausfallen oder krank werden könnte…Diese ständige Präsenz. Wie lange hält man das aus?  Ich habe mich auf jedem Fall über Wasser gehalten – bis zu meinem Urlaub. Jetzt kämpfe ich noch mit einer leichten Erkältung, aber die Wärme des Südens (wir machen Urlaub in der Provence) hilft mir.
Wie geht es aber Jeannine? Die hat es wirklich erwischt. Ein Virus hat sie außer Gefecht gesetzt. Nicht jeder gebuchte Termin konnte von jemand anderem übernommen werden.
Das hat man am letzten Sonntag gesehen. Sie war die Verantwortliche für das Frühstück. Es ist wirklich immer ein kleines Highlight, von dem viele Gäste bereits schwärmen. Wir hatten zwar eine würdige Vertretung, aber für den Einkauf war ich zuständig. Und scheinbar habe ich mich mit der Menge verschätzt. Auf jeden Fall wurden die Brötchen knapp. Ich hatte zu wenige vorbestellt.
Jetzt habe ich von meiner Sekretärin gehört, dass das eine mittelgroße Katastrophe heraufbeschworen hätte. Wie soll man den Käse oder Aufstrich essen? Das war mir vielleicht unangenehm. Ich sehe die enttäuschten Gesichter vor mir.
Mir ging es vorgestern hier nämlich ähnlich. Gerhard und ich waren beim Frühstück die letzten Gäste (sind wir fast täglich). Und es war kaum mehr was am Buffet.(Ausnahme). Da fiel es mir gleich wieder ein. War das meine persönliche Strafe? Naja, soweit will ich nicht gehen, aber ich kann es noch besser nachvollziehen.
Simon hat mir heute geschrieben. Es wäre alles halb so schlimm gewesen und ich sollte es halten wie immer: „Lerne aus deinen Fehlern“. Es geht immer noch  etwas besser. In diesem Sinne. Ich wünsche allen einen schönen Urlaub, so Sie ihn noch vor sich haben und für alle Daheimgebliebenen gibt es ja auch Hoffnung. Es ist ja jetzt auch bei uns schönes Wetter. Genießen Sie jede freie Minute. Wir machen es hier den ganzen Tag so.

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