Ein neues Heim für Herkules, Achilles, Paris und Odysseus

Wohnen am Naturschutzzentrum. Das würden vielleicht einige sehr gerne. Aber den Wohnraum, den wir hier zur Verfügung stellen, ist ausschließlich den Tieren vorbehalten.  Wir haben hier für viele Tiere Behausungen und  Lebensräume geschaffen, auch wenn man sie nur im weitesten Sinne als Haustiere bezeichnen kann. Sie sorgen gut für sich selbst. 
Dennoch haben wir inzwischen auch Zöglinge, die auf unsere Unterstützung angewiesen sind.- Schon seit mehr als einem Jahr kümmert sich Herr Bergmann um unsere zwei Achatschnecken. Herr Bergmann spricht mit ihnen, als wären sie kleine Kinder. Sie fühlen sich „schneckenwohl“ und wachsen und gedeihen.

Am vergangenen Samstag hatten wir ein Fledermausfest. Wie es der Zufall wollte, wurden uns kurz vorher zwei verletzte Fledermäuse gebracht. Eine Fledermaus war von der Katze erwischt worden und die andere sah aus, als sei sie in den Leimtopf gefallen. Sie war zerzaust und irgendwie gab ich ihr keine richtige Überlebenschance. Die erste hat sich recht schnell erholt und flog beim Füttern einfach auf und davon in den nahe gelegenen Birkenhain. Die andere, inzwischen heißt sie Oskar, war dann der Mittelpunkt bei unserem Fledermausfest. Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Kinder darum streiten würden, einen Mehlwurm in die Hand zu nehmen, um sie füttern zu können. Sie hat den Auftritt gut überstanden.
Annika war mit ihr am nächsten Tag beim Tierarzt. Er sagte, sie hätte eine Entzündung im Maul und ein Ekzem am Rücken. Das behandeln wir jetzt und sind überzeugt, dass sie es schaffen kann. – Gestern abend  bin ich das erste Mal über mich hinausgewachsen, ich hab so meine Probleme mit den Mehlwürmern, aber sie sah so hungrig aus,dass ich es schaffte, sie zu füttern. Stellen Sie sich vor: 12 Mehlwürmer!

Vor gut vier Wochen gaben wir außerdem grünes Licht für unsere neuen MitbewohnerInnen, den griechischen Landschildkröten. Wir bekamen die Anfrage, ob wir sie nicht bei uns aufnehmen könnten. Das war aber gar nicht so einfach. Zunächst mussten wir ein Gehege bauen und und uns über die artgerechte Haltung informieren. Endlich konnte sie Simon in Laudenbach abholen. Jannina, hat sie mit Farbpunkten versehen, so dass wir sie nicht gleich verwechseln. Jetzt leben Odysseus, Achilles, Paris und Herkules bei uns.
Jeden Abend muss ich daran denken, sie ins Haus in ihr Nachtquartier zu holen. Ich möchte nicht riskieren, dass sie jemand mitnimmt.
 Dabei ist mir ein Malheur passiert. Vor gut einer Woche hatte ich sie am Abend ebenfalls aus dem Gehege geholt. Ich gab ihnen noch etwas Tomaten, frisch aus dem Garten, und beobachtete sie in der Kiste, die ich auf dem Boden draußen vor dem Hintereingang abstellte. – Sie waren schmatzend mit der Tomate beschäftigt, deshalb wollte ich warten um sie Gerhard  zu zeigen, bevor ich sie ins Nachtquartier brachte. 
Und dann habe ich sie vergessen. – Kurz vor Mitternacht, ich wollte gerade ins Bett, da fielen mir meine Schützlinge wieder ein. Ich fragte Gerhard: „sag mal, du hast sie doch mit reingenommen?“ Er darauf: „Nee, hab ich nicht“. – Da war ich plötzlich wieder hellwach. Ich fuhr mit ihm sofort ins NZB. Ich gebe zu, ich war bereits im Schlafdress und ich fuhr mit leicht überhöhter Geschwindigkeit… 
Was ist, wenn sie jemand mitgenommen oder sie ein größeres Tier als Nahrungsquelle entdeckt hat? Dann der Blick in die Kiste: „Nein, bitte nicht! Eine fehlte! Ich war verzweifelt, ich würde mir das nicht so leicht verzeihen. Gerhard glaubte nicht an die Möglichkeit, dass sie jemand mitgenommen hat, er war eher davon überzeugt, dass sie über die anderen gekletttert und dann ihre neu gewonnene Freiheit genießen wollte. Das konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht vorstellen. Aber ich suchte trotzdem mit der Taschenlampe jeden Winkel aus, nach dem Prinzip: die Hoffnung stirbt zuletzt.
Im Nachhinein war ich überrascht, wie angstlos ich mich sogar bis in die dunkelsten Ecken wagte. Dann eine innere Eingebung: ich könnte es nocheinmal an der Hauswand probieren. Und tatsächlich, da lag sie und schlummerte. Meine Freude war unbeschreiblich. 
Ich hab ihr in diesem Moment einen Zweitnamen gegeben, sie heißt jetzt noch zusätzlich: Pelegrino (Wanderer). Und wie sie sich denken können, hat Pelegrino jetzt meine besondere Aufmerksamkeit. Ihn kann ich am besten von den anderen unterscheiden.
Wie sie auf dem Bild sehen können, werden die Schildkröten auch von anderen geliebt.

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