Abschied – Valentin beendet sein FÖJ

Am vergangenen Wochenende wurde mir schlagartig bewusst, dass es nur noch wenige Tage bis Ende August sind. Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches, für uns bedeutet dies jedoch, dass wir uns von Valentin unserem FÖJler verabschieden müssen.
Schon wieder ein Jahr vergangen, so schnell.

Am Montag in der Mitarbeiterbesprechung machten wir uns diese Tatsache ebenfalls bewusst und da es unsere letzte gemeinsame Mitarbeiterbesprechung mit ihm war, wollten wir die Gelegenheit nutzen, um mit ihm seine Zeit im NZB zu reflektieren.
Ein Feedback für dich, fragte ich ihn, willst du es haben? Ja, sagte er, das nehme ich gerne an, es ist immer gut, auch etwas von anderen über sich zu erfahren. 
Wie zu erwarten, fiel das Feedback  sehr positiv aus. Seine besonderen Eigenschaften: sehr zuverlässig …macht, was er sich vorgenommen hat … hat auch eine eigene Meinung und vertritt diese auch selbstbewusst … setzt seine Fähigkeiten ein …kann gut erklären…
ist ein gutes Vorbild, besonders auch für Kinder… kann sehr motivieren… ist sehr kreativ…immer freundlich… strahlt Ruhe aus…
Ich habe ihn während des Jahres beobachtet, ein Praktikant bedeutet ja auch Verantwortung. Ich habe mir oft überlegt,während ich ihn beobachtete, wo er wohl seine Zukunft finden könnte. Ich entdeckte sein kreatives Potential im grafischen Bereich, z.B. bei der Gestaltung von Plakaten.  Ich nahm vor allem sein pädagogisches Talent wahr. Er hat einen sehr guten Umgang mit Kindern. Sie wählten ihn zum Vorbild. Valentin vorne, Valentin hinten… Valentin hat eine natürliche Autorität.
Und ich freute mich über seine Liebe zur Natur. Wie oft hat er meine Kamera genommen, um Gänse, Pflanzen, unseren Garten, Willi, Stimmungen … abzulichten.
Was also würde er zu seinem Berufsziel machen? Welche Erlebnisse beeinflussten ihn, damit er letztendlich ein Biologiestudium in Würzburg (freut mich persönlich besonders – meine Heimat) auswählte.
Valentin reagierte sehr berührt. Was er uns rückmeldete, hätte ich gerne wortwörtlich wiedergegeben, es zeigte seine Verbundenheit und seine Entwicklung. Ich versuche es sinngemäß.
Er sagte, er sei am Anfang hierher gekommen, um einen Job zu machen, so ganz ohne große Erwartungen.
An einem Beispiel erklärte er uns seine persönliche Entwicklung. „Ich ging durchs Haus oder über den Platz. Ich sah Müll auf dem Boden liegen. Ich registrierte: da liegt Müll, ich ging aber weiter“.
Er sah auch in den nächsten Tagen oder Wochen den Müll. Er fing an, sich darüber zu ärgern. Seine Einstellung begann sich zu ändern.  Er hob den Müll jetzt auf, weil ihm daran lag, dass das NZB ein Ort ist und bleibt, der schön ist und an dem man sich wohlfühlen kann. Anders ausgedrückt, sagte er dadurch, er habe sich immer mehr mit dem NZB identifiziert und es zu einer Herzenssache gemacht.
Außerdem meinte er, er hätte viel dazu gelernt. Neue Einsichten und Sichtweisen hätte er gewonnen, die er sich anfänglich gar nicht vorstellen konnte.
Die gute Teamatmosphäre spürend, versuchte ich, ad hoc einen langgehegten Wunsch von uns allen zu erfüllen. Gemeinsam, auch als kleines Dankeschön und Abschiedsgeschenk bemühte ich mich, eine Fahrt mit der Schute auf der Erlache zu organisieren. Es sollte noch in dieser Woche sein. Ob Herr Klingler, ein Mitarbeiter der Fa Rohr, Zeit für uns finden würde.  Ganz spontan erklärte er sich bereit und so konnten wir noch am gleichen Tag gemeinsam auf der Erlache fahren und einmal unser Haus vom See aus betrachten.
Außerdem fuhr er mit uns zum Bagger auf See. Herr Klingler erklärte uns den Ablauf und wir erfuhren einiges über die Arbeit vor Ort.  Der Baggerführer sei nun schon seit über 20 Jahren „Chef über die See“. Ein sehr einsamer Job, er hat sich bestimmt über die Abwechslung gefreut.
Über 200 mal würde der Greifer in die Tiefe gleiten und den Sand nach oben transportieren.
Am Schluss ging Herr Klingler an die Klappschute. Ob heute vielleicht etwas Interessantes mit nach oben kam? Mit einem Stück Mammutstoßzahn kam er zurück. Valentin freute sich über das Geschenk.
Ein wenig Abschiedsschmerz war schon zu spüren. Aber das Leben ist so.

Heute sehe ich ihn, wenn ich aus dem Fenster schaue, wie er mit Kraftanstrengung an seiner Projektarbeit meißelt. Die Spur, die er  sichtbar hinterlässt, ist ein Spiel, welches er in einen großen Sandsteinblock einmeißelt. Quarto heißt es.

 Es wird uns immer an ihn erinnern.

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